Strandreinigung im Fokus

Foto: Pape /Archiv 2006

Beitrag vom Mittwoch, 15. März 2023

Strandreinigung im Fokus

Seit dem Mai 2006 reinigt Norderney die Strände maschinell per Dieselzugmaschine und einer angehängten Riesenharke. Rund 1,7 Tonnen Gewicht werden damit regelmäßig über die Strandoberfläche im Bereich des Flutsaumes gezogen. Die Zinken durchrechen den Boden bis zu einer Tiefe von vier Zentimetern und sammeln dabei Kronkorken, Zigarettenstummel und Glasscherben sowie angeschwemmten Unrat, aber auch Muscheln und Pflanzenteile ein.

Die Entscheidung für die maschinelle Reinigung fiel damals leicht: geringere Personalkosten, da ein Sammeln per Hand entfällt, deutlich weniger Sand in dem zu entsorgenden Material und saubere Strände. Nun zeigt sich, dass die maschinelle Strandreinigung auch negative Auswirkungen auf den Lebensraum am Strand hat. Derzeit befasst sich die Nationalparkverwaltung mit diesen Auswirkungen im Zuge der Prüfung der von der Kurverwaltung benötigten Bebauungspläne, um den touristischen Strandbetrieb auch nach den umfangreichen Sandverlusten an den Badestränden Weiße Düne und Oase zu gewährleisten.

Alternativen müssen her

Diplombiologe Hartmut Andretzke vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hob in der letzten Sitzung des Umweltausschusses die Bedeutung des Flutsaumbereiches als Naturraum, aber auch als „hochattraktiven Erlebnisraum“ hervor.

Die maschinelle Strandreinigung hinterlasse einen sauberen, geharkten Strand, „aber die biologischen Reste, die Tiere und Pflanzen sind verschwunden“, so Andretzke. Viele Vogelarten suchen in dem Spülsaum nach Nahrung und es finden sich seltenere Pflanzenarten am Strand. Zwischen Weißer Düne und Oase werde derzeit nur per Hand gereinigt und der Wohlstandsmüll entfernt. In abgesperrten Bereichen, den sogenannten „Strandinseln“, die als Kompensationsmaßnahme für den Bau von Aussichtsplattformen eingerichtet wurden, ist nun sichtbar, dass die biologische Vielfalt zugenommen hat. Erste Ergebnisse einer begleitenden Untersuchung zeigen positive Auswirkungen auf Flora und Fauna. „Wir sind der Meinung, dass die Reinigung der Strände der Oase und der Weißen Düne händisch erfolgen sollte“, so der BUND-Vertreter. Andretzke regte zudem an, auch andere Areale, die nur schwer für die Maschinen zugänglich sind, per Hand zu säubern und verwies dazu auf Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben, eine Arbeit zu finden.
Im April, so hofft die Stadt, wird über den Sachstand der Bebauungspläne in einer öffentlichen Sitzung beraten.