Stadtarchivar Matthias Pausch in der neuen Sonderausstellung des Norderneyer Bademuseums

Foto: Pape

Beitrag vom Sonntag, 05. Dezember 2021

Sonderausstellung im Bademuseum: Not und Segen zur Zeit des Umbruchs

Das Bademuseum ruft zu einer Sonderausstellung unter dem Titel „Zwischen Stunde Null und Wirtschaftswunder. Norderney 1945-1955“, eine Ausstellung, die sich mit einer der entbehrungsreichsten Zeiten auf der Insel befasst. Sie handelt von der Not der Insulaner im Umbruch der Nachkriegszeit, während der es an allem fehlte und die Flüchtlinge aus den Ostgebieten auf die Insel strömten. Gleichzeitig beschlagnahmte die britische Armee zentrale Gebäude für die Kurzurlaube der Angehörigen der Rheinarmee, berichtet Stadtarchivar und Museumsleiter Matthias Pausch.

Eine Zeit des Mangels, aber auch der Erholung

Zahlreiche Tafeln und Texte bieten einen Einblick in die Höhen und Tiefen dieser Zeit. Die Besucherinnen und Besucher können anhand von Original-Dokumenten verfolgen, unter welchen Bedingungen das Leben auf der Insel stattfand und wie es zum ersten Stadtrat auf der Insel kam.

Der Seebadebetrieb war während des Krieges geschlossen. Hotels, Logierhäuser und Pensionen wurden als Lazarette genutzt. Viele Gebäude waren durch eine militärische Nutzung heruntergewirtschaftet. Für die Kriegsrüstung wurden sie auch eines Großteils der Einrichtung entblößt. Von 12.000 Betten im Jahr 1938 standen 1945 nur noch 4.000 zur Verfügung. Es mangelte an allem, vor allem an Lebensmitteln, Heiz- und Baumaterial.
Zugleich war die Insel noch voll von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen, die auf der Insel stationiert waren oder noch in den Lazaretten untergebracht waren. Hinzu kamen einige Hundert Evakuierte aus den zerbombten deutschen Städten. Flüchtlinge aus den Ostgebieten strömten ebenfalls in zunehmender Zahl auf die Insel.

1947/48 erreichte die Stadt Norderney dadurch ihr Allzeithoch mit 8.100 Einwohnern, davon etwa ein Viertel Flüchtlinge. Die britische Armee errichtete ab 1946 ein sogenanntes „Leave Centre and Summer camp“ für Kurzurlaube und zur Erholung der Angehörigen der Rheinarmee. Die größten und besten Hotels sowie fast sämtliche Einrichtungen des Seebades sowie das Kurhaus, das Basargebäude, das Wellenbad und der Weststrand wurden hierfür von der Besatzungsmacht beschlagnahmt und so war das Leave Centre Fluch und Segen zugleich.

Die Sonderausstellung öffnet bis zum 24. April, aktuell mittwochs und samstags von 11 bis 17 Uhr sowie ab dem 15. März dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und am Wochenende von 14 bis 17 Uhr.

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