Beitrag vom Dienstag, 04. März 2025
Seeklinik: Wehmut mit Perspektive
Die Seeklinik Norderney steht vor einem Betreiberwechsel. Das Diakonissenmutterhaus in Bad Harzburg ist Eigentümerin und hat beschlossen, die Klinik zu veräußern.
Es ist eine weitreichende Entscheidung, die die Schwesternschaft des Diakonissenmutterhauses getroffen hat. Doch der Beschluss ist nicht über Nacht gefallen. Die verbleibenden 17 Diakonissen, die heute im Mutterhaus in Bad Harzburg leben, sind immer seltener auf der Insel und viele von ihnen über 90 Jahre alt. „Seit über zehn Jahren ist keine neue Diakonisse mehr hinzugekommen“, erklärt Pastor Detlev Hanke. Er ist seit dem 1. Januar dieses Jahres Geschäftsführer der Klinik. „Die Schwestern haben erkannt, dass sie die Arbeit der Klinik nicht mehr verantworten können“, berichtet Hanke auf Nachfrage. Diese Entscheidung sei ihnen nicht leichtgefallen, denn viele von ihnen haben selbst in der Klinik gearbeitet oder sie über Jahre hinweg mit ihrem Gebet begleitet. Der Geschäftsführer hat ebenfalls eine lange Verbindung zur Klinik: Acht Jahre arbeitete er dort als Seelsorger. Er kennt die Einrichtung, die Insel und auch die Herausforderungen. „Die Klinik liegt über 350 Kilometer vom Mutterhaus entfernt“, sagt er: „Das macht eine direkte Betreuung schwierig.“
Kein Verkauf um jeden Preis
„Es ist der ausdrückliche Wunsch der Diakonissen, dass die Klinik als Ganzes erhalten bleibt“, betont Hanke. Es gehe eben nicht darum, die Klinik in Einzelteilen zu verkaufen oder das Grundstück gewinnbringend zu verwerten, denn die Arbeit mit den kranken Kindern soll weitergeführt werden.
Konkret heißt das: Die gesamte Klinik, inklusive der Belegschaft, soll an einen neuen Betreiber übergehen. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass die Rehabilitation von Kindern mit chronischen Atemwegserkrankungen und Hautkrankheiten weiterhin in der bekannten Form bestehen bleibt.
Bereits 2024 fiel die Entscheidung zum Verkauf, und die Klinik hat nun ein Wertgutachten erarbeitet. Darin geht es nicht nur um den materiellen Wert der Gebäude und Grundstücke, sondern auch um die wirtschaftliche Perspektive eines künftigen Betreibers. „Natürlich wäre ein reiner Grundstücksverkauf auf Norderney finanziell lukrativer“, räumt Hanke ein: „aber das ist nicht das Ziel. Wir wollen eine nachhaltige Lösung für die Klinik.“ Den Verkauf wird die Seeklinik deshalb über einen auf Gesundheitsimmobilien spezialisierten Makler abwickeln.
Erste Gespräche mit potenziellen Interessenten stehen noch aus. „Das kann schnell gehen, aber auch ein bis zwei Jahre dauern“, so der Geschäftsführer. Ein Umbau in Ferienwohnungen oder Hotels ist nicht möglich, denn der Bebauungsplan legt für das Areal eine ausschließliche Nutzung für soziale Einrichtungen fest, was den Kreis möglicher Investoren von vornherein begrenzt.
Was bedeutet das für Mitarbeitende und Patienten?
In der Seeklinik arbeiten derzeit rund 70 Mitarbeitende. Sie wurden bereits im Januar über die Verkaufspläne informiert. Für sie bleibt alles beim Alten. „Die Klinik läuft weiter, alle bestehenden Verträge gelten“, versichert Hanke. Auch die Reha-Behandlungen finden wie gewohnt statt, bis ein neuer Betreiber übernimmt.
In der Klinik werden bis zu 160 Patienten gleichzeitig betreut – hinzukommen ihre Begleitpersonen. Insgesamt können sich in der Einrichtung rund 280 Menschen aufhalten.
Von dem Verkauf betroffen wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Genezareth-Kapelle, die zur Klinik gehört. In dem Gebäude der Kapelle finden bislang nicht nur Andachten statt, sondern es wird auch für den Schulunterricht der Kinder genutzt. Ausgeschlossen vom Verkauf sind allerdings Vermietungsobjekte, wie die Gebäude des ehemaligen Internats. Sie gehören nicht zu den Betriebsgebäuden und verbleiben im Eigentum des Diakonissenmutterhauses Bad Harzburg.
Verfasst von Anja Pape
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