Ostfriesen Mischung mit Teekultur

Beitrag vom Dienstag, 28. Juli 2020

Ostfriesen Mischung mit Teekultur

Ob Teeseife oder Teezeremonie – Ostfriesland ist Teetrinkerland. Rund 300 Jahre Teekultur haben die Geschichte und die Bräuche der Region stark geprägt. Die deutsche UNESCO-Kommission nahm die Ostfriesische Teekultur im Jahr 2016 in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes auf.

Geschichte

Die frühesten Belege für den Konsum von Tee stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Eine wichtige Rolle spielte die geographische und kulturelle Nähe zu den Niederlanden, deren Ostasiatische Kompanie Anfang des 17. Jahrhunderts erstmals Tee aus Indien und China importierte. Zunächst blieb er der reichen Bevölkerungsschicht vorbehalten. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich der Tee zunehmend und löste nach und nach das Bier als wichtigstes Getränk ab. Um den Nährwert des Bieres zu ersetzen, wurden dem Tee Zucker und Sahne zugesetzt.

Die Ostfriesische Mischung

Bei dem Ostfriesentee handelt es sich nicht um einen geschützten Begriff. Es ist aber üblich, dass die Bezeichnung „echte ostfriesische Mischung“ nur dann vergeben werden darf, wenn der Tee tatsächlich in Ostfriesland gemischt wurde. Dabei handelt es sich um eine kräftige Schwarzteemischung aus verschiedenen Schwarzteesorten. Die Basis bilden kräftige Assamtees, denen meist die Sorten Ceylon, Java und Sumatra beigefügt werden.

Teetied

Das Teetrinken hat für Einheimische eine starke soziale Komponente. Die Teezeiten sind Anlass zu Gemeinschaft, zum Innehalten und Plaudern. Besonders das „Elführtje“ um 11 Uhr vormittags und die „Teetied“ um 15 Uhr stehen als feste Zeiten im Tagesgeschehen. 

Der Ablauf der ostfriesischen Teezeremonie ist immer gleich und wird noch heute auf klassische Weise durchgeführt: –

Die Teekanne; die stets nur mit Wasser ausgespült werden darf, wird angewärmt und mit losem Tee gefüllt. Bei der Menge gilt: ein flacher Teelöffel pro Person und einer für die Kanne. Der Tee wird nun mit etwas heißem Wasser übergossen. Wenn der Tee einige Minuten gezogen hat, wird die Kanne mit dem heißen Wasser aufgefüllt.

In jede Teetasse kommt nun ein großes Stück Kandiszucker, der „Kluntje“. Dieser wird mit Tee übergossen. Anschließend wird mit einem Sahnelöffel eine Portion Sahne an dem Rand der Tasse in den Tee gegeben. Die Sahne sinkt erst nach unten und steigt dann in der Tasse wieder auf. Dabei bildet sie Kreise auf der Oberfläche, die als „Wulkje“, zu Deutsch: Wolke, bezeichnet werden.

Nun erst wird der Tee getrunken. Aber auch hierbei gibt es Regeln: Der Tee wird traditionell nicht umgerührt. Der Trinkende erlebt so zuerst einen sahnigen Geschmack, gefolgt von einem kräftigen Schluck Tee und einem Schwung Süße zum Schluss.

Möchte man keinen Tee mehr, sollte man den Löffel in die Tasse stellen, denn sonst wird ohne Aufforderung nachgeschenkt. Dabei gilt: „Dreimal ist Ostfriesenrecht“. Drei Tassen trinkt man also mindestens.

Auch auf Norderney ist die Teekultur noch zu finden. Wer eintauchen möchte in die ursprüngliche Art des Teetrinkens, ist bei der Teezeremonie im Fischerhaus-Museum bestens aufgehoben. Beginn ist um 15 Uhr, zur „Teetied“.

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