Beitrag vom Donnerstag, 19. Dezember 2024
MVZ-Insolvenz: Stadt möchte übernehmen
Die Stadt Norderney beabsichtigt die Übernahme des Medizinischen Versorgungszentrums (Mvz) noch in der ersten Jahreshälfte 2025. Dies gab Bürgermeister Frank Ulrichs in einer Pressemitteilung bekannt. Voraussetzung sei, dass die Kommunalaufsichtsbehörde des Landkreises ihre Zustimmung gibt und dass eine wirtschaftliche Analyse erfolgt: „Die Umsetzung dieser Absichtserklärung wird konkretisiert, sobald die wirtschaftlichen Rahmendaten gesichert feststehen und diese den möglichen Handlungsspielraum der Stadt Norderney nicht übersteigen.“ Dann könnte die Übernahme zum 1. April oder zum 1. Juli 2025 erfolgen.
Die Absichtserklärung war am vergangenen Dienstagabend durch den städtischen Verwaltungsausschuss in einer eigens einberufenen Sondersitzung beschlossen worden, an der auch der Insolvenzverwalter teilnahm, berichtet Ulrichs. Darin befasste sich das Gremium intensiv mit der Lage des Mvz: „Vorrangiges Ziel ist es, einen vollständigen Überblick über die finanzielle Situation zu gewinnen und den laufenden Betrieb zu stabilisieren. Die Stadt Norderney betont ihre Bereitschaft, den Fortbestand des Mvz mit allen verfügbaren Mitteln zu sichern und auch selbst Verantwortung zu übernehmen.“
Das Mvz, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Norderneyer Krankenhauses, befindet sich seit dem 16. Dezember in einem vorläufigen Insolvenzverfahren unter der vorläufigen Verwaltung von Rechtsanwalt Axel Gerbers, der auch in das Insolvenzverfahren des Krankenhauses eingebunden ist. „Das Mvz steht nun ebenfalls vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Dies stellt die medizinische Versorgung auf unserer Insel erneut vor eine Belastungsprobe“, so die Mitteilung weiter: „Der Grund für die finanzielle Schieflage liegt in der bisherigen Quersubventionierung des Mvz durch das Krankenhaus, die aufgrund dessen Insolvenz weggefallen ist. Bis letzte Woche wurde diese Situation aus Sicht des Krankenhauses nicht öffentlich thematisiert. Rechtsanwalt Axel Gerbers arbeitet derzeit an der Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes, um sicherzustellen, dass die Gehälter für den Monat Dezember pünktlich ausgezahlt werden.“ Weder der Betrieb der Praxis noch die Arbeitsplätze seien aktuell gefährdet, betont der Bürgermeister. Für die zahlreichen Patientinnen und Patienten bestehe kein Grund zur Sorge, da der Praxisbetrieb uneingeschränkt weiterlaufe. Die Gesamtsituation sei zudem deutlich überschaubarer als im Krankenhaus.
„Auch in diesem Fall bietet die Insolvenz die Chance, das Mvz langfristig neu aufzustellen“, so Ulrichs weiter. Er zeigte sich erfreut über den Beschluss des Verwaltungsausschusses, betonte jedoch auch, dass bis zur Umsetzung noch einige Aufgaben zu bewältigen seien. Jetzt gelte es, den Blick nach vorne zu richten und alle Kräfte darauf zu konzentrieren, den Betrieb weiterzuführen.
„Das Mvz spielt für die medizinische Versorgung auf Norderney eine zentrale Rolle“, so der Bürgermeister: „Es hat sich über viele Jahre als wichtiger Bestandteil der vertragsärztlichen Versorgung etabliert und bildet ein bedeutendes Bindeglied zwischen der ambulanten und stationären Betreuung. Insgesamt kümmern sich vier Ärztinnen und Ärzte im Mvz um Hunderte von Inselbewohnerinnen und -bewohner sowie um viele Gäste. Die Zukunft des Mvz ist daher nicht eine Frage des Ob, sondern des Wie.“
Verfasst von Anja Pape
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