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Beitrag vom Sonntag, 29. August 2021

Kläranlagen-Jubiläum: Fünfzig Jahre aktiver Umweltschutz

Seit nunmehr fünfzig Jahren werden in der Norderneyer Kläranlage die Abwässer der Insel gereinigt. Als eine der modernsten Anlagen in Deutschland arbeitet sie vollbiologisch, und wie vorgeschrieben begann die Feierstunde anlässlich des 50. Jubiläums am vergangenen Mittwoch mit einer Kurzeinweisung der geladenen Gäste durch den Anlagenleiter Henk-Enno Giebel über die gesundheitlichen Gefahren und das richtige Verhalten auf der Anlage. Gekommen waren neben ehemaligen Mitarbeitern auch Vertreterinnen und Vertreter des Stadtrates, der Stadt und der Technischen Dienste Norderney sowie der für die Klärschlammverwertung zuständigen Pauly Group.

Zwar gehörten Kläranlagen nicht zu den klassischen Prestige-Objekten aufgrund ihrer Ästhetik oder des Unterhaltungswertes, so Bürgermeister Frank Ulrichs in seinem Grußwort, „dabei sind sie weder eine trockene Angelegenheit, stinklangweilig oder schietegal für das Wohl einer Kommune. Im Vergleich zu den meisten anderen Ortschaften in Ostfriesland verfügte unsere Insel schon sehr früh über moderne Versorgungseinrichtungen für Energie, Wasser und Abwasser und nahm insofern an der Küste eine Vorreiterstellung ein.“

Mit Verrieselung begonnen

So reichten die Anfänge einer technisierten und strategischen Abwasserbeseitigung auf Norderney bereits bis in das Ende des 19. Jahrhunderts zurück, warf Ulrichs einen Blick zurück: „Durch stetige Anpassungen und Erweiterungen erfüllten die Anlagen, die lange auf dem Prinzip der Verrieselung und Ableitungen ins Wattenmeer beruhten, bis in die Sechzigerjahre ihren eigentlichen Zweck.“ Ab dem Jahr 1967 wurde die bis dahin erfolgte Ableitung unbehandelten Abwassers in das Küstenmeer rechtlich nicht mehr möglich, woraufhin der Bau der Kläranlage mit damaligen Baukosten von rund 4,5 Millionen D-Mark notwendig wurde.
In den Folgejahren wurde die Anlage den laufenden Erfordernissen stetig angepasst. Ende der Achtzigerjahre wurde zudem die Presse zur Trennung von Wasser und Klärschlamm durch die bis heute genutzte Klärschlammvererdungsanlage ersetzt. Im Jahr 1989 wurde die Anlage zudem um ein drittes Belebungsbecken erweitert und ist seitdem auf eine Einwohnerzahl von 50.000 Personen ausgelegt.

Viele offene Zukunftsfragen

„Es wird in Zukunft weiterhin nicht langweilig werden auf der Kläranlage und in der Abwassertechnik“, ergänzte Giebel mit Blick auf zukünftige Investitionen. „Wie geht es weiter mit der Beseitigung von Mikroplastik, wie verhält es sich mit Medikamentenrückständen und Hormonen im Abwasser? Brauchen wir eine vierte Reinigungsstufe oder ein Coronascreening im Abwasser? Wie werden wir unseren Klärschlamm in Zukunft los? Das sind viele interessante offene Fragen in der Zukunft. Aber ich versichere Ihnen: Jeder Euro, der hier investiert und ausgegeben wird, der ist es wert.“ Durch seine Arbeit leiste das Abwasserteam aktiven Umweltschutz auf der Insel.

Rundgang über die Anlage

Nach den offiziellen Grußworten bot das Team der Kläranlage den Gästen bei einer Führung über das Gelände einen Einblick in ihre Arbeit und die Funktionsweise der einzelnen Prozessstufen und beantwortete die Fragen der interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Bereits in seiner Ansprache hatte Giebel bei weiterem Interesse die Gäste zu Nachfragen ermuntert und zu ausführlichen Führungen eingeladen: „Bei Interesse gerne anrufen, wir klären das.“