Gesundheitsminister zu Besuch

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Beitrag vom Dienstag, 11. Februar 2025

Gesundheitsminister zu Besuch

Im Kaminzimmer des Conversationshauses herrschte gespannte Aufmerksamkeit. Vor Ort war der Niedersächsische Gesundheitsminister Dr. Andreas Phillipi (SPD), der nach einem Besuch des Inselkrankenhauses Fragen beantwortete. Anwesend war zudem die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Emken, die das Treffen möglich gemacht hatte. Der SPD-Ortsverein lud zu diesem Termin zahlreiche Norderneyer Bürger und Funktionsträger ein, die beruflich im Bereich Gesundheitsversorgung und Pflege zu tun haben. Gut 40 Personen waren der Einladung gefolgt, darunter neben dem Kurdirektor Wilhelm Loth auch die Geschäftsführung des Inselkrankenhauses und des Medizinischen Versorgungszentrums mit Teilen der Belegschaft. Unter den Anwesenden fanden sich zudem Vertreter der Ärzteschaft, des Sozialausschusses und der Stadt sowie des gemeinnützigen sozialen Dienstleister Holditoi. Dabei standen die drängenden Fragen zur Gesundheitsversorgung der Insel im Mittelpunkt des Abends. Und so war es nicht verwunderlich, dass auch der Insolvenzverwalter Axel Gerbers die Gelegenheit nutzte, um eine Frage an den Minister zu richten.

Dass es auf Norderney um mehr geht als nur um ein einzelnes Krankenhaus, wurde gleich zu Beginn der Veranstaltung deutlich. Der Bürgermeister eröffnete die Diskussion mit einer Bestandsaufnahme: „Das Krankenhaus und die damit verbundene Insolvenz hat uns letztes Jahr unverhofft erwischt. Ein Riesenthema für uns im Rathaus – aber längst nicht das Einzige.

Die hausärztliche Versorgung ist angespannt, das MVZ steht vor der Insolvenz und die gesamte zukünftige Entwicklung der Gesundheitsvorsorge auf der Insel ist ungewiss.“
Philippi, selbst Mediziner, ließ keinen Zweifel daran, dass die Herausforderungen erheblich sind. Auch nach seiner Ansicht unterscheidet sich die Gesundheitsversorgung einer Insel fundamental von der auf dem Festland – schon allein wegen der isolierten und touristischen Lage. „Wir haben hier eine ganz eigene Situation, die besondere Lösungen erfordert“, sagte er.

Seit Jahren stehen Krankenhäuser in einem Spannungsfeld zwischen Kosteneffizienz und Versorgungsauftrag. Mit der Einführung der Fallpauschalen wurde der wirtschaftliche Druck auf Kliniken massiv erhöht. „Private Anbieter haben sich auf lukrative Eingriffe spezialisiert – Knie- und Hüftoperationen etwa –, während weniger rentable Abteilungen wie Kinder- oder Palliativmedizin unterfinanziert bleiben“, so der Minister. Kommunale Häuser seien oft diejenigen, die die Grundversorgung sichern, sie stehen aber finanziell am Limit.

Philippi riet bereits vor der Veranstaltung zur Erstellung eines Gutachtens, um die besondere Situation genau zu erfassen und bot in der Diskussion am Abend Hilfe hinsichtlich der Beratung zu einem Krankenhauskonzept an: „Notwendig ist eine klare Analyse.“ Er stellte aber auch klar, dass eine finanzielle Unterstützung durch das Land einen verantwortungsvollen und vertrauenswürdigen Träger erfordert. „Was wir brauchen, sind Betreiber, die wirtschaftlich arbeiten, aber auch den Versorgungsauftrag ernst nehmen. Es darf nicht nur um Rendite gehen.“

Doch selbst mit einem tragfähigen Trägerkonzept bleibt die drängende Frage: Wie kann die medizinische Versorgung auf Norderney gesichert werden? Philippi verwies nicht nur auf die Sicherstellungszuschläge, die das Norderneyer Krankenhaus seit Jahren als eines von sieben niedersächsischen Häusern erhält, sondern auch auf die sogenannte Bettenabbauprämie von 25.000 Euro pro reduziertem Krankenhausbett sowie auf Transformationsfonds, die bei einer Umstrukturierung und Verkleinerung zum Tragen kommen könnten. Künftig soll zudem die Unterstützung durch das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz noch ausgebaut werden, kündigte der Minister an.

Doch reicht das? Ein Zuhörer meldete sich zu Wort: „Was bringt ein Sicherstellungszuschlag, wenn es kein Personal gibt? Das MVZ ist insolvent, das Krankenhaus steht auf der Kippe – was passiert, wenn beides wegbricht?“ Philippi gab zu: „Ja, das ist ein kritischer Punkt. Und das betrifft nicht nur Norderney. Wir haben in Niedersachsen Regionen, in denen über 500 Hausärzte fehlen.“ Das Land setze daher auf verschiedene Maßnahmen: zusätzliche Studienplätze für Medizin, eine Landarztquote und finanzielle Anreize für Niederlassungen in unterversorgten Gebieten. Doch das alles brauche Zeit. „Ich verstehe die Dringlichkeit. Es gibt keine einfachen Lösungen, aber ich nehme Ihre Anliegen mit nach Hannover – und verspreche, dass wir dranbleiben.“