Beitrag vom Mittwoch, 12. Februar 2025
Erhöhte PFAS-Werte im Meeresschaum
Die Umweltorganisation Greenpeace veröffentlichte Ergebnisse von Untersuchungen zum Meeresschaum an mehreren Standorten der deutschen Nord- und Ostseeküste, darunter auch an den Stränden Norderneys. Aktivisten sammelten im November und Dezember Proben, um die Konzentration von PFAS – per- und polyfluorierten Alkylverbindungen – zu messen und stellten erhöhte Werte fest. Die öffentliche Reaktion auf diese Ergebnisse fiel jedoch zurückhaltend aus. „Das Thema ist pressemäßig bis auf diese eine kurze Welle nicht großartig verordnet worden,“ erklärt Bürgermeister Frank Ulrichs: „Ich habe keinen einzigen Anruf bekommen. Auch bei den Nachbarinseln war es ruhig.“
PFAS gelten als sogenannte schwer abbaubare Ewigkeitschemikalien, die sich in der Umwelt und insbesondere in marinen Ökosystemen anreichern. Laut Ulrichs gibt es jedoch keine offiziellen Grenzwerte für PFAS im Meeresschaum. „Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt rät lediglich, den Schaum nicht in den Mund zu nehmen oder zu schlucken,“ so Ulrichs: „Grenzwerte gibt es nicht.“
Belastung seit Jahrzehnten bekannt
Die Problematik der Nordseeverschmutzung ist nicht neu. Bereits vor über 50 Jahren führten zunehmende Vermüllung und Verölung der Strände zur Gründung der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN). „Damals wurde die Nordsee als großer Mülleimer missbraucht,“ erinnert sich der SDN-Vorsitzende Gerd-Christian Wagner.
„In der Realität wurde daraus ein großes ökologisches Problem und eine massive Gefährdung des Tourismus.“
Heute haben Kunststoffe die früheren Belastungen durch Öl und Dünnsäure abgelöst. „Meeresschaum an den Stränden ist stark mit äußerst schädlichen Ewigkeits-Chemikalien belastet,“ erklärt der zweite SDN-Vorsitzende Ulrich Birstein. „Das gehört zu den größten Fällen chemischer Verschmutzung – und diese Stoffe bleiben über Jahrhunderte in der Umwelt.“
Ein konkretes Beispiel für die Belastung sieht die SDN in den Offshore-Windparks der Nordsee. „Der langjährige Betrieb der aus Kunststoffen bestehenden Rotorblätter führt zur Oberflächen-Erosion und zum Materialzerfall,“ so Birstein: „Das verteilt sich als Abrieb in der Meeresumwelt – und das über viele Hundert Tonnen im Jahr.“
Forderungen der SDN: Verbot und Alternativen
Die SDN fordert eine konsequente Regulierung von PFAS. Dazu gehört ein Verbot dieser Stoffe in Gebrauchsgegenständen. „Ein solches Verbot sollte jedoch nicht nur einzelne Stoffe umfassen, sonst weicht die Industrie auf andere Varianten aus,“ warnt die SDN. Alternativstoffe seien zwingend vorzuschreiben, um den langfristigen Schaden zu begrenzen.
Handlungsmöglichkeiten begrenzt
Eigene Messungen durch die Stadt Norderney sind nicht geplant. „Es bringt uns nicht wirklich weiter,“ so Ulrichs und erklärt: „Die Konzentration ist stark abhängig von Wetter- und Strömungsverhältnissen. Im Augenblick haben wir nicht viel Schaum am Strand.“ Auch die Biologin und Watt-Welten-Leiterin Dr. Valeria Bers sieht die Problematik vor allem als langfristige Herausforderung: „Für eine belastbare Einschätzung müssen umfassendere Daten erhoben werden.“ Bis dahin bleibt die Empfehlung, den direkten Kontakt mit Meeresschaum zu vermeiden – ein Verhalten, das die meisten Strandbesucher ohnehin bereits zeigen.
Verfasst von Anja Pape
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