Beitrag vom Samstag, 22. Oktober 2022
Diskussionsrunde: Von Handwerk bis Gastronomie
In einer sachlichen und konzentrierten Diskussionsrunde haben Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Norderneyer Wirtschaftszweigen über ihre aktuelle Situation und Herausforderungen berichtet. Eingeladen hatte sie der Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Verkehr mit dem Ziel, ein „lokales Stimmungsbild einzuholen und zu schauen, wo können wir helfen“, erläuterte der Ausschussvorsitzende Rolf Harms in seiner Begrüßung: „Wir stehen in einer Energiekrise, wir kommen aus einer Coronakrise, wir haben eine Rezessions- und Inflationserwartung vor uns in nächster Zeit und deshalb wollen wir über anstehende Probleme sprechen, die vielleicht anstehen, schauen wo kann die Kommune helfen und eine Transparenz herstellen.“ Der Einladung gefolgt waren die Vorsitzenden des DEHOGA-Ortsverbands Hans Vollmer und des Einzelhandelsverbands Norbert Harm, der Gastronom Arthur van Hese, der Spediteur Georg Fischer, der Geschäftsführer Steffen Onnen vom Fuhrunternehmen Jakob Onnen, Handwerker Maik Andersen aus dem Betrieb Rosenboom sowie die Busunternehmer Joop Meyer und Rüdiger Fischer. Für die Gesundheitswirtschaft war die Leiterin der Norderneyer Caritas-Einrichtungen Silvia Selinger-Hugen vertreten. Mit dabei waren auch der Geschäftsführer der Norderneyer Stadtwerke Holger Schönemann und die Technische Leiterin der Kurverwaltung Olivia Meiners-Hagen. Die für die Einwohnerschaft bereitgestellten Stühle blieben an diesem Abend weitgehend leer; der angebotene Livestream wurde nach Angaben der Stadt Norderney von 49 Nutzern verfolgt.
Aufgrund des Umfangs der Berichte werden wir über die Themen der einzelnen Branchen gestaffelt in den kommenden Ausgaben berichten. Heute: Der Bereich Hotellerie und Gastronomie.
DEHOGA: Buchungen kurzfristiger
„Wir kommen aus einer Krise und gehen direkt in eine neue“, fasste Hans Vollmer für den Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) die Situation zusammen: „Glücklicherweise haben wir die erste viel besser überstanden, als viele vermutet haben und dank der vielen Fördermaßnahmen durch Land und Bund sind wir teils gestärkt daraus hervorgegangen. Man hatte zum Beispiel die Möglichkeit zu investieren und viele haben die Zeit ohne Gäste genutzt, ihren Betrieb zu renovieren.“ Ein großes Problem sei es weiterhin, Arbeitskräfte zu finden. „Wir können oftmals die Dienstleistungen, die wir leisten wollen, nicht mehr darstellen.“ Geändert habe sich das Buchungsverhalten der Gäste, so Vollmer: „Jetzt im Herbst kamen die Buchungen wesentlich kurzfristiger als sonst.“ Vor Ort werde zudem weniger ausgegeben. Die Hauptsaisonzeiten für das kommende Jahr sind allerdings weitgehend ausgebucht, berichtet Vollmer: „Wir haben das Glück, dass immer noch mehr Leute zu uns kommen möchten, als wir beherbergen können.“ In der Vor- und Nachsaison gibt es aktuell etwas Zurückhaltung, die aber auch saisonal und durch die Lage der Feiertage bedingt sein könnte, gibt Vollmer zu bedenken.
Für den kommenden Winter falle auf, dass nur wenige Betriebe Renovierungsarbeiten planen, so der Norderneyer DEHOGA-Vorsitzende weiter. Dies könne daran liegen, dass die Kosten zur Zeit schwer kalkulierbar seien.
„Einige Betriebe nutzen jetzt auch den Winter, um erstmals zuzumachen- ein Trend, den man sonst von der Beherbergungsseite her auch nicht gewohnt war“, so Vollmer weiter. Schon in der Saison hatten viele Gastronomiebetriebe ein oder sogar zwei Ruhetage einführen müssen, um dem vorhandenen Personal die freien Tage gewähren zu können.
Auch Artur van Hese, der auf Norderney die Gaststätte Columbus betreibt, berichtete von einem zurückhaltenden Ausgabeverhalten der Gäste. Er erwartet, dass die kommenden Wochen deutlich schwächer ausfallen werden als im Vorjahr, ebenso wie das kommende Frühjahr. „Wenn dann einige Hotels bis Karneval schließen möchten, dann überlegt man natürlich auch selbst“. Daher werde er sich die Situation genau anschauen, so der Gastronom.
Verfasst von Dorothee Linke
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