Rettungsdienst wird durch Pöbeleien eingeschränkt

Foto: Dorothee Linke

Beitrag vom Montag, 16. Januar 2023

Behinderung von Rettungskräften: „Dafür haben wir keine Zeit“

Nachdem in der Neujahrsnacht 2023 in deutschen Groß- und Innenstädten zahlreiche Attacken auf Rettungs- und Einsatzkräfte verübt worden waren, wird derzeit bundesweit die Debatte über Konsequenzen und mögliche Maßnahmen geführt.

Auf Norderney gab es in der Silvesternacht derartige Angriffe nicht. Mitarbeiter des Rettungsdienstes Promedica stellten jedoch im Gespräch mit dem Norderneyer Morgen eine zunehmende Respektlosigkeit und Verrohung sowie einen Mangel an Empathie gegenüber den Einsatzkräften fest. „Der Egoismus, der da Einzug gehalten hat, ist nicht schön“, sagt etwa Notfallsanitäter und Promedica-Geschäftsführer Thorsten Figge.

„Was ein Problem darstellt, sind Notfälle in der Öffentlichkeit und wenn wir zwischen Fahrzeug und Einsatzstelle hin und her müssen“, berichtet er. Da komme es vor, dass Passanten die Rettungskräfte ansprechen oder ihnen Ratschläge geben wollen und auch ihre Kinder nicht zurückhalten, „das behindert natürlich unheimlich.“ Hinzu komme die Neugier der Außenstehenden, „sodass du dir erst einmal Platz verschaffen musst, um zum Einsatzort zu kommen“, berichtet sein Kollege: „Das vor Ort dann auszudiskutieren, dazu haben wir gar keine Zeit, weil wir dann einen Notfall haben, bei dem die Zeit gegen uns läuft.“

Derartige Behinderungen stehen einem konzentrierten Arbeiten im Weg. Gerade in der Hauptsaison laufen zudem viele Einsätze parallel: „Das sind für uns Stresssituationen, die wir bearbeiten müssen.“

Doch auch Beschimpfungen wie die eines erbosten Fahrradfahrers, der es als „Unverschämtheit“ ansah, dass das Rettungsfahrzeug während eines Einsatzes auf dem Radweg abgestellt war und ihn bei der Weiterfahrt behinderte, kommen inzwischen verstärkt vor und das hauptsächlich von Urlaubern und in der Hochsaison, so der Eindruck des Teams: „Die Coronazeit der letzten zwei Jahre hat die Leute schon merklich verändert.“
Inzwischen werden die Mitarbeiter bereits in ihrer Ausbildung darauf geschult, wie sie mit Gaffern umgehen können, berichtet Figge, etwa durch gezieltes Deeskalationstraining.

Dabei gehe es auch anders, merkt er an: „Wenn ich gucken will, dann bleibe ich in der Nähe stehen und sehe zu, dass ich niemanden behindere.“

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