Beitrag vom Donnerstag, 27. Oktober 2022
Auftragslage gut, Materialbeschaffung schwierig
In der Ausschusssitzung für Wirtschaft, Tourismus und Verkehr haben Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Norderneyer Wirtschaftszweigen über ihre aktuelle Situation und Herausforderungen berichtet. Aufgrund des Umfangs der Berichte berichten wir über die Themen der einzelnen Branchen gestaffelt. Heute: Einzelhandel, Handwerk und Fazit
Von hoher Ungewissheit bei sonst guter Wirtschaftslage berichteten sowohl der Vorsitzende des Norderneyer Einzelhandelsverbands Norbert Harm als auch Maik Andersen, Leiter der Heizungsabteilung im Handwerksbetrieb Rosenboom.
„Für die meisten Einzelhandelsgeschäfte verlief das letzte Jahr positiv, und auch die derzeitigen Verkäufe „ordentlich“, so Harms: „Wenn die Insel voll ist, dann machen wir auch Geschäfte. Was mich jetzt umtreibt ist die Ungewissheit: Was kommt auf uns zu?“ Gut angekommen sei die deutschlandweite Kampagne „Wir machen das Licht aus“, mit der die Kunden für Energiesparmaßnahmen in den Geschäften wie etwa kürzere Abendbeleuchtungen sensibilisiert werden sollen. „Die meisten haben es gut angenommen, und wenn man abends durch die Stadt geht sieht man auch verschiedentlich, dass die Läden ihre Beleuchtung reduziert haben.“
Auch der Handwerker Maik Andersen berichtete von einer aktuell guten Auftragslage. Problematisch sei hingegen, das benötigte Material zeitnah zu bekommen und auch Fachkräfte zu bekommen sei weiterhin schwierig. Hinzu kommen weiter steigende Materialpreise, so Andersen und nennt Beispiele: „Heizkörper sind einhundert Prozent teurer als vor einem halben Jahr. Die Kupferpreise liegen bei über 15 Euro pro Meter im Einkauf.“ Die Preise schwanken zudem sehr stark, im Pflastersektor für Ziegel oder Stahl um bis zu 30 Prozent, ergänzte Steffen Onnen vom Fuhrunternehmen Jakob Onnen: „Wenn du jetzt Preise machen sollst für das Frühjahr, das kannst du ja gar nicht.“
„Bei der Vielzahl an komplexen Problemlagen ist es schwierig, für das nächste Jahr Prognosen zu treffen“, äußerte sich zum Abschluss der Diskussionsrunde Bürgermeister Frank Ulrichs mit Blick auf die aktuelle Energiekrise: „Wir haben sicher im Augenblick das Problem, dass wir alle gucken müssen den Kopf über Wasser zu halten und zu schauen, wie kommen wir über den Winter. Aber wir müssen auch eine Prognose auf Sicht haben, ob wir so weitermachen wie bisher und auf die nächste Krise warten oder ob es Sinn macht, sich jetzt komplett neu aufzustellen, das Thema Photovoltaik und regenerative Energien umzusetzen und so autark wie möglich zu werden und uns die Möglichkeiten zu eröffnen, die wir brauchen, um uns freizumachen von fossilen Energieträgern. Das wird eine Aufgabe sein, mit der sich die Politik in den nächsten Monaten wird befassen müssen.“
Der Ausschussvorsitzende Rolf Harms dankte den Anwesenden der Diskussionsrunde. „Diese Runde war als Auftakt gedacht, denn wenn die Zeiten vielleicht noch schlimmer werden, dann wird der Zusammenhalt auf der Insel immer schwerer. Aber wir wollen ja gemeinsam am Strang ziehen und nicht gegeneinander.“
Verfasst von Dorothee Linke
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