Blick auf dem Kurplatz während des Weinfestes

Foto: Linke

Beitrag vom Samstag, 14. Oktober 2023

Saison leicht besser als im Vorjahr


„Abgerechnet wird zum Schluss“, fasst Kurdirektor Wilhelm Loth den Verlauf der Saison für 2023 zusammen. Noch Anfang August war die Zwischenbilanz zu den Sommerferien verhalten, denn nach einer Vorsaison, die hinsichtlich der Übernachtungs- und Anreisezahlen leicht besser ausgefallen war als im Vorjahr, verzeichnete das Staatsbad für den vergangenen Juni zehn Prozent weniger Anreisen als im Jahr 2022.


Doch nach einer ebenfalls verhaltenen ersten Julihälfte und einem starken August sieht die Bilanz zum Herbst wieder anders aus, verriet Loth am vergangenen Mittwoch im Gespräch mit dem Norderneyer Morgen: „Wir können sagen, dass sich die Situation wieder zunehmend normalisiert hat.“ Mit 389.654 Anreisen im Zeitraum von Januar bis August 2023 lagen die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Prozent höher und damit nur leicht unter dem Rekordjahr 2019. Zudem blieben die Gäste im Durchschnitt länger, was sich in den Übernachtungszahlen wiederfindet. Diese liegen für die Monate Januar bis August bei knapp sieben Prozent über dem Vorjahr. Dabei spiele allerdings auch der Zeitraum der Ferien in den Bundesländern eine Rolle.
„Die Leute fangen an zu rechnen“, so die Einschätzung des Kurdirektors, die ihm auch aus der Gastronomiebranche rückgemeldet wird: „Die kurzfristigen Entscheidungen für Kurztrips sind weniger geworden, dafür bleibt man länger. Das Thema Selbstversorgung ist wieder eins, Küchen werden wieder intensiver genutzt. Die Gäste sind immer noch bereit, Geld für ihren Urlaub auszugeben, aber man schaut genauer hin, für was man das tut.“ Dies zeige sich im Ausgabeverhalten der Gäste. „Die Inflation macht sich im Tourismus deutlich bemerkbar. Das wird uns auch an der Touristinformation oder per E-Mail in den Beschwerden rückgemeldet.“ Es werde eine Zeit geben, in der nicht mehr jeder in der Lage sein wird, sich einen Urlaub zu leisten „und erst recht nicht auf Norderney“, so die Einschätzung des Kurdirektors. Wieder mehr genutzt wurde hingegen das Veranstaltungsangebot, auch wenn die Nachfrage bei Weitem noch nicht das Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie erreicht hat, berichtet Loth: „Aber es gilt auch, dass alles, was draußen stattfindet, dankbar angenommen wird.“


„Was uns aus allen Bereichen stark gespiegelt wird, ist der Fachkräftemangel“, so der Kurdirektor weiter: „Die Ansprüche zu bedienen wird immer schwieriger und eine große Herausforderung.“ Dies sei mitnichten nur ein Norderneyer Problem, wie sich auch auf der Tagung des Europäischen Heilbäderverbands zeigte, zu der Loth in der vergangenen Woche ins tschechische Karlsbad reiste.


Dort sei deutlich geworden, dass der Fachkräftemangel und der Rückgang der Geburtenraten europäische Phänomene sind. „Man darf den demografischen Wandel nicht vergessen“, gab Loth zu bedenken: „Wir haben viele Millionen Arbeitsplätze, die wir nicht besetzen können, weil die Fachkräfte schlicht und einfach nicht geboren wurden. Das darf man nicht unterschätzen und das sind Themen, die treiben uns wirklich um.“