Beitrag vom Donnerstag, 26. Juni 2025
Reederei Frisia investiert in Zukunft
Der Vorstandschef Carl-Ulfert Stegmann von der Reederei Norden-Frisia hat den Aktionären auf der Hauptversammlung in Norddeich ein durchwachsenes, aber zukunftsorientiertes Geschäftsjahr 2024 präsentiert. Zwar lag der Gewinn unter dem Vorjahreswert, doch die Investitionen in Digitalisierung, nachhaltige Technik und Infrastruktur wurden durchweg positiv bewertet.
Dividende bleibt stabil – Mehrheit stimmt zu
Trotz des geringeren Jahresüberschusses von gut 6,8 Millionen Euro (2023: 10 Mio.) bleibt die Dividende mit 20 Euro je Aktie stabil. Die Hauptversammlung mit den anwesenden 230 Stimmberechtigten folgten damit der Empfehlung des Aufsichtsrates. Etwa ein Drittel des Gewinns wird ausgeschüttet, der Rest zur Stärkung des Eigenkapitals einbehalten. Die Zustimmung fiel mit 99,94 Prozent fast einstimmig aus.
Personenverkehr: Stabil nach Norderney, Rückgang bei Juist
Mit knapp 2,18 Millionen beförderten Personen nach Norderney wurde ein leichtes Plus von 1,4 Prozent erreicht. Auch die Anzahl der beförderten Fahrzeuge ging zurück: 1,5 Prozent weniger Pkw und 3,6 Prozent weniger Frachtverkehr transportierte die Frisia nach Norderney.
In der Richtung Juist waren es hingegen kumuliert 8,2 Prozent weniger Fahrgäste.
Der Linienflugbetrieb nach Juist wurde aufgrund stark gesunkener Nachfrage eingestellt, wohingegen die Fahrgastzahlen mit dem Schnellschiff Inselexpress sich um zwölf Prozent erhöht hat.
Gewinnrückgang durch Investitionen und hohe Kosten
Das Betriebsergebnis sank im Vergleich zum Vorjahr um etwa drei Millionen Euro auf 6,8 Millionen Euro. Ursache waren vor allem hohe Instandhaltungskosten, gestiegene Löhne und Investitionen in neue Technik. Die Eigenkapitalquote bleibt mit rund 67 Prozent solide.
E-Schiffe, Stromspeicher und Digitalisierung
Ein Schwerpunkt lag 2024 auf dem Ausbau der Elektromobilität: Mit dem neuen vollelektrischen Katamaran stellte die Reederei das erste E-Schiff an der deutschen Küste in den Dienst. In Norddeich errichtete die Frisia 244 Ladepunkte für E-Autos. Aktuell ist es noch etwas überdimensioniert, räumte der Reedereivorstand ein, entspreche jedoch etwa vier bis fünf Prozent der gut 5.500 dortigen Parkplätze. Mit mehreren Stromspeichern möchte die Frisia ab Sommer den selbst produzierten Solarstrom besser nutzen zu können. Weitere Schritte sind hier geplant, so Stegmann: „Wir haben eine Bundeszusage für eine geförderte Studie zum bidirektionalen Laden bekommen und werden dies weiterverfolgen, um auch die bei uns parkenden Pkw künftig als Stromspeicher nutzen zu können.”
Für 2025 erwartet Stegmann ein geringfügig schlechteres, operatives Ergebnis als in 2024: „Wir werden aber positive Sondereffekte haben und somit ein Gesamtergebnis auf Vorjahresniveau erwirtschaften.” Rund 15 Millionen Euro möchte die Frisia in diesem Jahr investieren, diese entfallen unter anderem auf die bereits in diesem Jahr geleisteten Restzahlungen für unseren E-Katamaran sowie auf den Neubau am Norddeicher Hafen. Dort entstehen neue Büros, Läden und Mietwohnungen – einige davon sind bereits an das Land Niedersachsen, führte Stegmann aus.
Digitalisierung als Schlüsselprojekt
Die Online-Plattform „Frisonaut“ soll weiter ausgebaut werden. Über sie können inzwischen Fahrkarten, Parkplätze und sogar Kurbeiträge gebucht und bezahlt werden. Trotz eines Cyberangriffs im Vorjahr, der den internen Betrieb vorübergehend lahmlegte, setzt die Reederei klar auf digitale Angebote – auch mit Blick auf künstliche Intelligenz im Kundenservice und der Betriebsplanung.
Konkurrenz und Preisdiskussionen
Ein Thema war auch die neue Konkurrenz durch die Reederei „Meine Fähre“. Vorstandschef Stegmann betonte, dass die Frisia durch Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit punkte. Die gestiegenen Fahrpreise wurden mit gestiegenen Kosten und der aufwändigen Vorhaltung von Kapazitäten begründet. Das dreistufige Preismodell der Reederei soll mehr Flexibilität bieten: Wer früh bucht, zahlt weniger – spontane Reisen sind teurer.
Der Vorstand kündigte an, bis Ende 2025 zu prüfen, ob und wie der Fahrplan angepasst werden muss.
Kritik aus Juist
Kritische Nachfragen kamen von Aktionären aus Juist, wo besonders die Flugverbindung und die Preise in der Kritik standen. Der Juister Bürgermeister Jörg Görges bedankte sich einerseits für die enge Zusammenarbeit, wies aber auch auf steigende Frachtkosten und die Belastung kleiner Inseln hin. Nun könnte es einen Bürgerentscheid auf Juist im August geben, der klären soll, ob zwischen Hafen und Flugplatz künftig ein motorisierter Shuttle erlaubt sein wird.
Verfasst von Anja Pape
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