Interview mit Poppinga

Foto: Anja Pape

Beitrag vom Samstag, 26. März 2022

Poppinga: „Hier haben alle das gleiche Problem“

Der Norderneyer Olaf Poppinga ist seit 2016 Betriebsratsvorsitzender der Staatsbad Gesellschaft sowie Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes auf der Insel. Im Gespräch kommentiert er die schwierige Situation des Arbeitsmarktes auf Norderney und betont: „Den Arbeitskräftemangel sieht man“, da muss man nicht lange suchen, denn die Zeitungen sind voll mit Mitarbeitergesuchen und wer durch die Straßen läuft, der sieht in den Schaufenstern und an den Türen der Ladengeschäfte Aushänge mit der Überschrift Wir suchen“, sagt er und weiß: „Hier haben alle das gleiche Problem.“ Aber Arbeitskräfte, die gesucht werden, brauchen auch Wohnraum auf der Insel und der ist rar.


„Früher hat man Gäste beworben und heute müssen wir Werbung für Arbeitskräfte machen. Für einen Arbeitnehmer muss das Allgemeinpaket stimmen“, wie der Gewerkschafter es nennt. Dazu gehören der Lohn und das Wohnen, aber auch die Versorgung: Kitaplätze, Schule, Krankenhaus oder Altenheim. „Das kann man nicht auf eine Schiene herunterbrechen, denn wir brauchen die Menschen vom Festland, die hierherkommen und das heißt, wir müssen mehr bieten und besser sein als andere.“ Aus seiner Sicht muss zudem die Betreuung von hilfsbedürftigen Menschen dringend in die kommunale Hand wechseln, um diese Arbeitsbedingungen kontrollierbar zu machen und er kommentiert: „Dann muss kein Gewinn erzielt werden.“
Früher, sagt er, ging es nur um den Lohn, das hat sich verändert. Während sich damals viele Menschen auf eine Arbeitsstelle beworben haben, müssen die Betriebe heute um Arbeitskräfte werben und mit ihrem Angebot die Bewerber überzeugen.


Um den Arbeitskräftemangel zu mildern, müssen aus seiner Sicht die ansässigen Arbeitgeber und die Kommune bereit sein, auch etwas dafür zu tun. „Wir leben hier von Dienstleistung, einem Bereich, in dem die Wertschätzung der Arbeit oft fehlt und das Geld knapp ist. Wir brauchen deswegen eine gute Bezahlung und unbedingt einen vernünftigen Freizeitausgleich, um als attraktiver Standort wahrgenommen zu werden“, so Poppinga. Dazu gehört auch ein Gemeindeleben, wo man sich begegnen kann und das lässt sich auf der Insel nicht vom Tourismus trennen, weiß der gebürtige Norderneyer. Gerade aus diesem Grund braucht die Insel dringend Orte und Einrichtungen, die Insulaner dafür nutzen können. Wenn sich die Menschen nicht begegnen können, so Poppinga, dann können auch nur schlecht Lösungen entwickelt werden, ist er überzeugt.
Gerade vor dem Hintergrund der über die Jahre verlängerten Saisonzeiten betont Poppinga: „Der Spruch ‚Arbeiten, wo andere Urlaub machen‘ ist völlig überholt.“ Es reiche zudem nicht nur eine Sache zu verändern, „vielmehr muss das Gesamtpaket stimmen“, so der Arbeitnehmervertreter, man muss alle Stellschrauben bewegen.