Beitrag vom Montag, 08. Januar 2024
Neujahrsempfang 2024: Mit Mut und Zutrauen ins neue Jahr
Einmal im Jahr gibt man sich auf Norderney die Hand, und so stellten sich wieder rund 280 Norderneyerinnen und Norderneyer im Conversationshaus in die Schlange, um persönlich die Neujahrsgrüße des Bürgermeisters entgegenzunehmen und sich beim traditionellen Neujahrsempfang über die Entwicklungen und Pläne für das Jahr 2024 zu informieren.
„Das Beste draus machen“ war der rote Faden, der sich durch Ulrichs dreiviertelstündige Ansprache zog. Der Krieg in der Ukraine, der Angriff der Terrororganisation Hamas auf israelische Bürgerinnen und Bürger und Nachrichten über Umweltkatastrophen „wirken sich unmittelbar auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität weltweit aus, die auch wir indirekt zu spüren bekommen“, führte Ulrichs aus: „Aber unsere Insel war bisher auch sehr bemüht, damit effektiv umzugehen. Diese Widerstandsfähigkeit gilt es zu bewahren, mit Haltung, Aufrichtigkeit und Traute. Dazu gehören auch Mut zu Anpassung und Erneuerung und das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.“ Auch wenn die Kaufkraft der Gäste auf Norderney verhalten sei und die Zahl der Baukräne in diesem Winter geringer als sonst, so gingen hingegen die Übernachtungszahlen in Richtung der stärksten Jahre überhaupt und auch die Gewerbesteuer der Stadt habe bisher keine Einbrüche erlitten. „Aus einer guten Ausgangslage heraus fällt es leichter, einen Anpassungsprozess zu vollziehen und sich den neuen Anforderungen der Zukunft zu stellen“, so Ulrichs: „Wenn nicht wir, wer bitte schön dann?“
Allerdings hat auch die Stadt mit den Folgen der Krisensituation zu tun, berichtete Ulrichs: „Eine schwerwiegende Belastung sind die Baukosten, die seit Monaten völlig aus dem Ruder laufen und heute 40 Prozent höher liegen als noch vor zwei Jahren. So stehen die Stadtwerke aktuell beim ehemaligen Campingplatz Waldweg, auf dem wir ein neues Wohngebiet für Einheimische geplant hatten, vor einem großen Dilemma.“ Insgesamt klaffe hier eine Finanzierungslücke von zehn Millionen Euro. „Wir werden alle Alternativen und Perspektiven einer Wohnbebauung prüfen, denn das Areal können und wollen wir nicht brach liegen lassen“, so Ulrichs.
Noch in diesem Jahr plane die Stadt auch den Bau von mindestens einem Wohnhaus mit 16 Wohnungen auf dem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz an der Kooperativen Gesamtschule (KGS). Zudem habe die Wohnungsgesellschaft für ein ehemaliges Polizeiwohngebäude An der Mühle mit sechs Wohneinheiten den Zuschlag durch das Land Niedersachsen erhalten. „Eine wirklich erfreuliche Nachricht“, so der Bürgermeister: „Es bleibt für mich dennoch der fade Beigeschmack, dass wir uns als Kommune bei der Ausschreibung von Landesliegenschaften, die seit über 80 Jahren zur Insel gehören und in denen seit Jahr und Tag Insulaner wohnen, dem Wettbewerb des freien Marktes stellen und uns von privaten Mitbewerbern die Konditionen diktieren lassen müssen. Das habe ich den Verantwortlichen in unserer Landeshauptstadt auch unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.“
Wenig Fortschritt konnte Ulrichs bei der Entwicklung des Verkehrs- und Mobilitätskonzeptes verkünden, das ursprünglich im Herbst 2023 fertiggestellt sein sollte: „Festzustellen war in den Diskussionen der letzten Monate, dass sich fast jede Diskussion in einer Vielzahl von Interessenkonflikten und Sichtweisen verliert. Es fehlt nach wie vor an überzeugenden ganzheitlichen Konzepten, teils an rechtlichen Grundlagen und damit auch an einer soliden Ausgangsbasis für gute Entscheidungen.“
Im Laufe des Jahres wird vor allem das Wegekonzept für den Inselosten ein großes Thema sein, kündigte Ulrichs an, aber auch die Sanierung der Mühle „Selden Rüst“ und die Neukonzeption einer Skateranlage am Spielpark Kap Hoorn. Außerdem sollen im Bereich Südwesthörn sowie der Wiedaschstraße neue Pumpwerke gebaut und alle relevanten städtischen Gebäude mit einer Notstromversorgung versehen werden. Als weitere Maßnahmen für 2024 nannte Ulrichs die Sanierung der Moltkestraße, die Asphaltierung der Jann-Berghaus-Straße zwischen Ellern- und Wiedaschstraße, die Erweiterung der Grundschulmensa und den Umzug der Technischen Dienste in die Wetterwarte am Nordstrand. Für Ende Januar kündigte Ulrichs außerdem die Vorstellung der Pläne für den Hotelneubau am Weststrand an.
Einen besonderen Termin konnte der Bürgermeister ebenfalls verkünden: So hat sich für den April 2024 die SPD-Bundestagsfraktion zu einem Besuch auf Norderney angekündigt inklusive der Bundespräsidentin und voraussichtlich auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz.
Die „erfolgreiche Vereins- und traditionelle Unternehmerkultur“ auf der Insel lobte Ulrichs anhand vieler gelungener privater Initiativen und Vereinsaktionen aus dem vergangenen Jahr, die auch durch die Zuhörer mit reichlich Applaus belohnt wurden. In seinem Rückblick ließ der Bürgermeister aber auch einige humorige Anekdoten nicht aus, etwa über die „Vermopsung“ des Wracks am Inselosten, die zu großem Gelächter unter den Anwesenden führte.
Wie in den vergangenen Jahren erhielt der Neujahrsempfang einen musikalischen Rahmen, für den diesmal die KGS-Bigband mit stimmungsvollem Swing sorgte. Es war ihr erster offizieller Auftritt mit ihrem neuen Leiter Nico Melles und so gelungen, dass sie von ihrem begeisterten Publikum nicht ohne eine Zugabe von der Bühne gelassen wurden.
Verfasst von Dorothee Linke
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