Tag gegen Gewalt an Frauen

Foto: Arbeitskreis

Beitrag vom Samstag, 25. November 2023

Häusliche Gewalt: Eine hohe Dunkelziffer

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wird wieder überall im Landkreis Aurich an den Rathäusern die Fahne des Aktionstages gehisst und auch auf Norderney wird sie bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember wehen, wie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Norderney Annette Strecker ankündigt. Bereits am vergangenen Mittwoch hatte Strecker auf dem Norderneyer Wochenmarkt orangene Einkaufsbeutel und Notfallkärtchen mit Hilfenummern verteilt, wie sie im gesamten Landkreis durch die Mitglieder des Arbeitskreises gegen Gewalt an Frauen ausgegeben werden.

Norderney bei Fallzahlen vorne

„Gewalt gegen Frauen ist ein Thema, das leider immer Aktualität hat“, heißt es dazu in einer Mitteilung des Arbeitskreises. Im Landkreis Aurich habe die Polizei im vergangenen Jahr 438 Fälle häuslicher Gewalt an die Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS) verwiesen. Im Jahr 2023 seien es bisher bereits 527 Fälle. Als proaktive Beratungsstelle nimmt die BISS nach Polizeieinsätzen Kontakt zu den betroffenen Personen auf, um Beratung und Unterstützung anzubieten, erläutert die Leiterin der Einrichtung Ines Albers im Gespräch mit dem Norderneyer Morgen.

Von der Insel Norderney verzeichnet die BISS seit Jahresanfang 27 Fälle, davon 21 Frauen und sechs Männer. Im Vergleich zu den anderen Ostfriesischen Inseln weise Norderney damit mit Abstand die höchsten Fallzahlen auf. Die Polizeiinspektion Aurich-Wittmund teilt auf Nachfrage mit, dass die Beamten im Jahr 2022 insgesamt 25 mal zu Situationen mit häuslicher Gewalt gerufen wurden, wobei diese Zahl nicht unterscheidet, ob dabei etwa Partner untereinander oder auch Kinder betroffen sind. Außerdem schließt im Gegensatz zu den Zahlen der BISS die Polizei auch Fälle unter Urlaubern mit ein, aber nicht diejenigen, die sich direkt an die BISS gewendet hatten, ohne vorher die Polizei zu informieren. Für das laufende Jahr konnte die Polizei auf Nachfrage noch keine Angaben zu den Fallzahlen machen.

„Wir wissen aber auch, dass es ein erschreckend hohes Dunkelfeld gibt“, so Albers weiter. Wie auch der Arbeitskreis mitteilt, gehen viele Frauen, die Gewalt erfahren, nicht zur Polizei, „weil ihnen eingeredet wird, dass sie selbst schuld sind, weil Beschwerden nicht immer ernst genommen werden, weil es Angst vor Verurteilung gibt, weil sie sich in einer finanziellen oder sozialen Abhängigkeit befinden und weil Frauen sich nicht trauen zu sagen, was wirklich passiert ist.“

Bei der hohen Zahl an ausländischen Arbeitskräften muss zudem damit gerechnet werden, dass es alleine durch die sprachliche Barriere schwieriger ist, sich Hilfe zu holen, ergänzt Albers. Außerdem wohnen viele Angestellten in Mitarbeiterwohnungen, sodass die Betroffenen an die Arbeit gebunden sind und ein Wohnungswechsel zusätzlich schwieriger wird.

Wenn sich Betroffene an die Beratungsstelle wenden, kann jedoch oft schon bei der ersten Kontaktaufnahme oder in den Folgegesprächen vieles geklärt werden. „Meist sind die Klientinnen so gut aufgestellt, dass ein persönliches Treffen in Norden möglich ist, wo wir auch einen Raum für Beratungsgespräche bieten können“, so Albers. Bei eingeschränkter Mobilität kann das Treffen aber auch auf der Insel stattfinden.
Die Beratungsstelle BISS ist unter Telefon 04941-973222 erreichbar. In Notfällen häuslicher Gewalt hilft rund um die Uhr die Hotline des Frauenhauses 04941-62847, das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen mit der Nummer 0800-0116016 oder der Polizei-
notruf 110.

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