Beitrag vom Montag, 09. Oktober 2023
Gewaltschutzkonzept in der Kita am Kap
Nach gut zwei Jahren inhaltlicher Arbeit hat das Team der Kindertagesstätte am Kap (Kita) ein Kinderschutzkonzept erarbeitet. Bereits Ende Juni konnten die Leiterinnen Anja Göhn und Jana Bossmann das Konzept über die Fachberatung des Trägers beim Landesjugendamt einreichen. Sehr intensiv wurde es mit dem Beginn dieses Jahres. „Wir haben im Vorfeld viele Themen, die eine Rolle für das Gewaltschutzkonzept spielen, im Team bearbeitet“, berichtet Bossmann über den Entwicklungsprozess. Im Ergebnis regeln nun 56 Seiten den Umgang mit den Kindern.
Mit dem Konzept hat die Einrichtung Regelungen und Verfahren erarbeitet, die Kindeswohlgefährdung und verschiedene Gefährdungsarten, wie körperlichen und sexuellen Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung, aufdecken und begegnen sollen.
Es liefert außerdem klare Handlungsanweisungen, die zu erfüllen sind, wenn Mitarbeitende der Kita den Verdacht haben, dass das Kindeswohl gefährdet sein könnte. Das betrifft nicht nur den Alltag innerhalb der Einrichtung, also unter den Kindern oder zwischen Mitarbeitenden und Kindern, sondern auch das Leben außerhalb der Einrichtung.
Das Konzept gilt über das Team hinaus für alle Arbeitskräfte der Einrichtung. Alle, bis hin zur Leseoma und Reinigungskraft, unterschreiben daher im Rahmen des Gewaltschutzkonzeptes eine Selbstverpflichtungserklärung.
In intensiven Gesprächen hatte das Team in den vergangenen Monaten beispielsweise eine Verhaltensampel erarbeitet, die im Detail zwischen pädagogisch erwünschtem Verhalten, Grenzverletzungen oder strafrechtlich-relevantem Verhalten differenziert. Zu klären war nicht nur, was eigentlich grenzverletzend ist, besonders wichtig war die Klärung der Frage, ob Grenzverletzungen nicht auch in einigen Fällen notwendig sind, um andere Kinder oder Erwachsene zu schützen, berichtet Bossmann aus dem Entstehungsprozess.
Mit dem Kinderschutzkonzept richtet die Kita den Blick außerdem auf die Vernachlässigung von Kindern: „Wir sind durch diese Arbeit viel aufmerksamer geworden und können nun schneller reagieren. Dieses Konzept bedeutet große Handlungssicherheit für uns. Besteht ein Verdacht versuchen wir schnell in Elterngespräche zu gehen“, erzählt Göhn. Gemeinsam werde mit den Eltern dann nach einer Lösung gesucht. Für die Einrichtung, aber auch für die betroffenen Eltern ist die Erziehungsberatungsstelle des Landkreises eine Anlaufstelle. Diese bietet zudem alle zwei Wochen eine Sprechstunde auf der Insel an.
Viele Stunden hat das Team zudem damit verbracht, einen Verhaltenskodex zu erarbeiten, erzählt Göhn. Mit der konzeptionellen Arbeit kam dann auch der Mut zu kollegialen Fallbesprechungen, in denen Lösungen gesucht werden, wie mit besonders schwierigen Situationen würdig mit einem Kind umgegangen werden kann. „Das ist eine gute Sache, dass man sich im Team gut aufgehoben fühlt und sagen kann: ‚Ihr müsst mir helfen‘“, ist Göhn überzeugt.
Verfasst von Anja Pape
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