Beitrag vom Sonntag, 27. August 2023
Forschungsstelle Küste: Land strebt Verkauf des Hauses an
Vor über zwei Jahren hatte das Land Niedersachsen die Forschungsstelle Küste von der Insel abgezogen. Seitdem stand die Frage im Raum, wie das Land mit dem Gebäude, das sich mitten im Wohnviertel An der Mühle befindet, und mit dem nebenangelegenen dazugehörigen Wohnhaus umgehen wird. Das Niedersächsische Liegenschaftsamt (Nlbl) strebt den Verkauf des Gebäudes und eine Erbbaurechtsvergabe für das Grundstück an, wird dieses Konzept aber zunächst an einem weiteren Mietshaus im Mühlenquartier durchsetzen, das sich ebenfalls in Landeseigentum befindet, wie der Leiter der Pressestelle Johannes Pepping auf Nachfrage mitteilte. Es handelt sich dabei um das ehemalige Mietwohngebäude der Polizei An der Mühle 11, das sich neben dem Korus-Haus des TuS Norderney befindet. „Wenn sich dieses Vermarktungskonzept als erfolgreich darstellen sollte, ist eine entsprechende Umsetzung auch für die beiden ehemaligen Gebäude der Forschungsstelle Küste geplant, sobald passendes Baurecht wirksam ist.“
Das Land verweist damit auf den aktuellen Bebauungsplan, in dem für das FSK-Grundstück noch die Sondernutzung der Forschungsstelle eingetragen ist: „Eine auf Wohnraumnutzung ausgerichtete Verwertung konnte bislang nicht begonnen werden, weil derzeit noch kein Baurecht zur Erstellung von Wohneinheiten zum Dauerwohnen für Einheimische vorhanden ist.“
Erst im vergangenen Juli hatte der Norderneyer Stadtrat einer Änderung des Bebauungsplanes zugestimmt, mit der das Grundstück der Forschungsstelle künftig als Reines Wohngebiet gelten wird.
Dauerwohnen und Mietendeckel
Für das Polizeiwohngebäude hat das Land in der ersten Jahreshälfte ein Interessenbekundungsverfahren begonnen und Gebote und Konzeptvorschläge von Interessenten eingeholt. Laut Pepping liegen zehn aussagekräftige Angebote vor, die in die engere Wahl kommen.
Bei der Auswahl des Konzeptes soll insbesondere die Schaffung von Dauerwohnraum für Menschen mit Lebensmittelpunkt auf Norderney Berücksichtigung finden. Zudem ist eine Deckelung der Miete vorgesehen und das Gebäude soll innerhalb von drei Jahren in einen vermietungsfähigen Zustand versetzt werden. Derzeit werden laut Pepping die Gebote und Konzepte vom NLBL untereinander verglichen und bewertet, um anschließend den Zuschlag im vierten Quartal 2023 vorbereiten und erteilen zu können.
Wie der Norderneyer Bürgermeister Frank Ulrichs bestätigte, hat auch die Stadt Norderney im vergangenen Juni über die Wohnungsgesellschaft ein Gebot mit entsprechendem Konzept eingereicht. „Aufgrund der vorgegebenen Rahmenbedingungen hat dieses Grundstück grundsätzlich kein hohes spekulatives Potenzial“, so seine Einschätzung: „Ich hoffe, dass die Interessen der Kommune, die auch die Interessen des Landes sein sollten, ausreichend Berücksichtigung finden.“
Ulrichs: Bis heute keine Antwort
Dass das Land auch für das Gebäude der früheren Forschungsstelle genau so vorgehen möchte, bezeichnete Ulrichs hingegen als „irritierend“. In bisherigen Gesprächen mit Landesvertretern war ihm in der Vergangenheit stets signalisiert worden, dass die Stadt Norderney erste Ansprechpartnerin bei der künftigen Verwertung des Gebäudes sein wird „und dass die individuellen schwierigen Bedingungen des Gebäudes, nämlich die hohe Schadstoffbelastung und die mit der Entsorgung verbundenen Kosten, eine entsprechende Berücksichtigung finden sollen.“
Natürlich sei auch seitens des Landes das unumgängliche Vergaberecht zu beachten, so Ulrichs: „Gleichwohl hätte ich mir aufgrund der vielen unternommenen Anläufe und Anfragen irgendwann mal eine sachgerechte Antwort erhofft, die ich bis heute nicht bekommen habe. Eine öffentliche Verwertung im Angebotsverfahren, die für diese Liegenschaft nie zuvor thematisiert wurde, macht es nicht leichter. Das hätte man schon längst machen können, ohne so lange abzuwarten.“
Dass der Bebauungsplan erst angepasst werden musste, lässt er als Grund nicht gelten: „Es wäre überhaupt kein Problem gewesen, das Vorhaben gemeinsam nach den Wünschen des Landes zu entwickeln. Da hätte man mit uns jederzeit das Gespräch suchen können.“
Verfasst von Dorothee Linke
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