Extremwellen vor Norderney besonders häufig

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Beitrag vom Samstag, 15. März 2025

Extremwellen vor Norderney besonders häufig

Die Nordsee vor Norderney bietet gute Bedingungen für Extremwellen, auch Freak Waves oder Rogue Waves genannt. Dies ergab das gemeinsame Forschungsprojekt „Freak Waves II“ des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und des Helmholtz-Zentrums Hereon. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten, wie oft diese Wellen in der südlichen Nordsee auftreten und warum.

Für die Studie wurden die Daten von sechs Wellenmessbojen im Gebiet der Deutschen Bucht aus den Jahren 2011 bis 2016 ausgewertet. Eine der Bojen war knapp fünf Kilometer nördlich der Norderneyer Westspitze platziert, bei einer Wassertiefe von rund zehn Metern.
Extremwellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mindestens doppelt so hoch sind wie der Mittelwert der höchsten Wellen in einem Seegang. Folglich kann schon eine kleine Welle mit nur 50 Zentimetern Höhe eine Extremwelle sein. Doch es sind die großen, die zur Gefahr für Schiffe, Offshore-Windparks und Forschungsplattformen werden können, so die Mitteilung des BSH: „Insbesondere ihre steile Vorderfront und ihr plötzliches Auftreten macht sie gefährlich. Rund zwei Schiffe pro Woche sind weltweit in den vergangenen Jahren wegen schlechten Wetters untergegangen, extrem hohe Wellen sind in vielen dieser Fälle vermutlich der Auslöser.“

Die höchste Extremwelle, die in der Studie gemessen wurde, erreichte laut Bsh eine Höhe von 14,2 Metern. Vor Norderney konnte etwa jede 5.800. Welle als Extremwelle eingestuft werden, 95 Prozent davon über 4,5 Meter hoch. „Damit traten hier im Vergleich die meisten Extremwellen auf“, wird die Wissenschaftlerin am Hereon Ina Teutsch zitiert. Den Grund dafür vermuten die Forschenden darin, dass sich vor Norderney die Wassertiefen schnell ändern. Dadurch bilden sich häufig Wellenkämme, die lange stabil bleiben können. Auch starke Gezeitenströmungen begünstigten ihre Entstehung.

Eine besondere Gefahr für Sport- und Segelboote vor der Insel Norderney sei daraus aber nicht abzuleiten, teilt das Bsh auf Nachfrage mit. Zwar trete das Phänomen hier häufiger auf als an anderen Stationen, „dennoch sind die Unterschiede nicht so gravierend, dass man das Gebiet als Schiffer grundsätzlich meiden sollte.“ Ob sie mit dem fortschreitenden Klimawandel in Zukunft häufiger auftreten, sei unklar, so das Bsh: „Dazu gibt es derzeit keine verlässlichen Antworten.“