Beitrag vom Freitag, 26. März 2021
Diese Arbeit hält jung
Eigentlich wollte Uwe de Boer niemals wieder an die Schule zurück, und doch klappte es im Jahr 1988 mit der Bewerbung ausgerechnet bei der Hausmeisterstelle an der Norderneyer Grundschule. 33 Jahre später hat der fast 64-jährige Norderneyer vier Schulleiterinnen und Schulleiter miterlebt und unzählige Schüler und Lehrer kommen und gehen sehen. Im Januar wurde er von der Stadt Norderney und Grundschulleiter Martin Pape in den Ruhestand verabschiedet.
Bereut hat er den Schritt zurück an die Schule nicht, erzählt de Boer im Gespräch mit dem Norderneyer Morgen: „Der Beruf an sich ist sehr vielfältig, und er hat mir gut getan. Mit jungen Menschen zu arbeiten hält ja auch jung. Aber man muss auch mit Kindern und Menschen generell gut auskommen und auch den Geräuschpegel abkönnen.“
Die ersten Tage seiner neuen Arbeitsstelle im Dezember 1988 habe er mit Schneeschippen verbracht, erinnert sich der gelernte Elektroanlageninstallateur. Seine Dienstwohnung im Schulgebäude sei zu Beginn noch von den Lehrern genutzt worden, um vom Ost- in den Westflügel zu kommen, bis er die Wohnung renovierte und den Lehrern den Durchgang verbot: „Noch achteinhalb Jahre später sind zwei Lehrer aus Gewohnheit immer wieder gegen die Tür gelaufen.“
Mit den Jahren sei die Schule für den vierfachen Vater nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch ein Zuhause geworden, erzählt de Boer weiter: „Ich war hier wirklich angekommen.“ Ihre Geräusche wurden ihm vertraut, das Getrappel vieler Kinderfüße auf den Treppen genauso die Stille in den Ferien und auch das Gejammer des Gemäuers bei Sturm. Während seiner Dienstzeit war er nicht nur für die anfallenden Arbeiten im Gebäude und auf dem Schulhof zuständig, deckte auch mal das Dach ein, wenn nach einem Sturm Dachziegel vom Gebäude fielen.
Auch für die Schulkinder war er da, verteilte Pflaster „meterweise“, leistete bei Unfällen erste Hilfe und half ihnen, ihre Fahrräder zu reparieren oder verbaselte Fahrradschlüssel in Brotdosen oder Federmäppchen wiederzufinden. Einmal habe er sogar eine Vertretungsstunde leiten dürfen, erinnert er sich. Mit der Zeit habe er auch gelernt, die Charaktertypen der Schüler voneinander zu unterscheiden: „Die Kinder waren früher gegenüber Erwachsenen insgesamt etwas schüchterner und zurückhaltender. Ich habe ja auch noch die Schulzeit mitgemacht, als der Rohrstock oder die Ohrfeige noch gebraucht wurden. Aber untereinander haben sie sich damals genauso verhalten wie heute auch. Manche brüllen viel, andere müssen immer etwas erhöht stehen.“ Einen guten Kontakt zu den Kindern habe er aber immer gehabt, so de Boer.
Seit Anfang Februar hat der Norderneyer nun seine Aufgaben an die Technischen Dienste der Stadt abgegeben, auch aus der Dienstwohnung ist er inzwischen ausgezogen. An die neue Deckenhöhe von 2,50 statt vorher vier Metern müsse er sich erst gewöhnen, gesteht er, auch daran, den Glockenschlag der Turmuhr nicht mehr regelmäßig zu hören. „Nach 33 Jahren ist man mit dem Haus ja auch ein bisschen verwachsen“, fügt er hinzu.
Verfasst von Dorothee Linke
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