Personalmangel im Altenheim

Foto: Privat

Beitrag vom Dienstag, 03. Mai 2022

„Das bringt das Haus ins Wanken“

Knapp zwei Jahre ist es her, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums „To Huus“ ihr neues Haus beziehen durften. Verbunden war der Umzug auch mit der Vorfreude auf entspannte Zeiten, doch anstatt zur Ruhe zu kommen, sieht sich die Geschäftsführung zum nahenden Sommer mit einer hohen Zahl an Personalkündigungen konfrontiert.

„Wir haben eine erhebliche Zahl an Kollegen aus dem Pflegebereich, die entschieden haben uns zu verlassen“, teilte Gunnar Sander, Geschäftsführer des Betreiber Unternehmens Sander-Pflege, dem Norderneyer Morgen mit und räumte zugleich innerbetriebliche Konflikte und ein hohes Maß an „Unruhe“ innerhalb der Mitarbeiterschaft ein.

Die Ursachen für diese Situation sieht er in einer Kombination aus inneren und äußeren Faktoren, die sich zu einer „explosiven Mischung“ entwickelt hätten, so Sander: So mache der Pflegenotstand auf Norderney nicht halt, und der bestehende Mangel an Stammpersonal müsse mit Zeitarbeitskräften aufgefüllt werden.

Auch gebe es ein Missverhältnis zwischen Leistungsebene und Team, „und dann kommt natürlich auch dazu, dass noch Leute gekündigt haben und zu einem Wettbewerber auf die Insel wechseln“, so Sander mit Blick auf den für den Sommer geplanten Start der Pflegeangebote in der Marienresidenz: „Es kommen ganz viele Punkte auf einen Schlag, bündeln sich und bringen jetzt das ganze Haus ins Wanken.“

Gespräche und Struktur

Um die Situation zu entschärfen, soll nun vor allem in Einzel- und Gruppengesprächen wieder eine Struktur geschaffen und die Ursachen für die bestehenden Probleme geklärt werden, berichtet der Geschäftsführer: „Solange wir keine stabile Gruppe haben, werden wir aus diesem Teufelskreis nicht rauskommen.“ Mitte April fand zudem ein Teamgespräch unter Beteiligung der Geschäftsführung, der Heimleitung und dem Pflegepersonal statt.

„In Konflikten ist es manchmal sinnvoll, wenn sich alle etwas zurückziehen und erst einmal alles sacken lassen. Und diesen Status haben wir gerade.“ Als Ansprechpartner stehen derzeit vor Ort der Pflegedienstleiter Marjan Kostov und seine Stellvertreterin sowie Sander-Geschäftsführerin Silvia Wesselmeier zur Verfügung.

Entlastung durch Wohnraum und Tariflöhne

Mit der Fertigstellung des Personalgebäudes neben dem „To Huus“ werde sich in wenigen Wochen auch die Wohnraumsituation für die Mitarbeiter deutlich verbessern, ist Sander überzeugt. Darüber hinaus seien durch die Einführung der Tarifentlohnung in der Pflege ab dem 1. September höhere Gehälter für die Mitarbeiter zu erwarten: „Wir werden einen Tarif bekommen, der sich in einem oberen Bereich ansiedelt.“

Zur Marienresidenz:

Im kommenden Sommer wird die Norderneyer Marienresidenz in der Wilhelmstraße mit 27 Pflegeplätzen fertiggestellt sein, wie der Vorsitzende der Norderney-Genossenschaft (NG), Peter Reuter, gegenüber dem Norderneyer Morgen bestätigte. Nachdem die Sander-Pflege der NG im Januar mitgeteilt hatte, die pflegerische Versorgung in der Einrichtung nicht übernehmen zu können, hatte die NG in Zusammenarbeit mit der Norderneyer Pflegeberaterin Carola Gutberlet eine eigene Firma gegründet, die „Pflege am Meer GmbH“, in der Gutberlet die Pflegedienstleitung innehabe.

Den Personalbedarf könne er derzeit noch nicht nennen, so Reuter im Gespräch, es seien jedoch bereits sechs Arbeitsverträge unterschrieben worden, die zum 1. Juni und 1. Juli starten sollen. Darunter seien auch, aber nicht ausschließlich Mitarbeiter des „To Huus“, so Reuter. Abgeworben worden seien diese aber nicht: „Als bekannt wurde, dass wir die Firma gegründet haben, hat es auf einmal Bewerbungen geregnet.“

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