Bethke macht das Licht aus

Foto: Anja Pape

Beitrag vom Donnerstag, 08. September 2022

Bäcker machen das Licht aus

Mit der Aktion „Uns geht das Licht aus – Heute das Licht und morgen der Ofen?“ machen die norddeutschen Innungsbäckereien auf ihre prekäre Situation durch den existenzbedrohenden Preisanstieg für Energie aufmerksam. Das Bäckerhandwerk ist dabei von der Energiekrise stark betroffen, da sowohl Backöfen als auch Kühlanlagen besonders energieintensiv sind. Die Bäckereiinnungen gehen von einer Versiebenfachung der Kosten bis 2023 aus. Flächendeckend in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen rufen die Innungen alle Bäckereibetriebe auf, das Licht in ihren Verkaufsstellen heute auszulassen.

Auf der Insel beteiligt sich der Norderneyer Bäckereibetrieb Bethke an dem Aktionstag und so wird in den Ladengeschäften in der Poststraße, Jann-Berghaus-Straße und in der Nordhelmsiedlung das Licht während des Verkaufsbetriebes ausgeschaltet bleiben, berichtet Andreas Bethke, einer der Geschäftsführer der Inselbäckerei Bethke, die ihre Produktion im Gewerbegelände haben. Mindestens von 10 Uhr bis zum Schließen der Ladenlokale wird es dunkel bleiben. Dabei sehen er und seine Brüder Alexander und Matthias sich vergleichsweise in einer besseren Position als die anderen Betriebe und nennen auch gleich den Grund für diese Einschätzung: „Wir sind Kunde der Norderneyer Stadtwerke und daher trifft uns das nicht ganz so hart.“

Dennoch sagt er, werde es schwer, denn die Öfen in der Produktion werden mit Gas betrieben. Dass die Inselbäckerei Bethke während der schwierigen Coronazeit weitreichende Umbaumaßnahmen durchgeführt hatte, stellt sich aktuell als Glückfall heraus. „Allein mit der neuen Wärmerückgewinnung aus den Kühlanlagen spart der Betrieb rund zehn Prozent Energie“, schätzt Andreas Bethke die Ersparnis. Unter dem Strich bringt das jedoch keine Erlösung, denn neben der Entwicklung auf dem Energiemarkt, haben es die Bäckereien durch den Ukrainekrieg mit hohen Rohstoffpreisen zu tun. Während 100 Kilo Mehl vor gut einem Jahr noch 38 Euro kosteten, berechnet der Lieferant nun 65 Euro. Zwischendurch lag der Preis sogar bei 75 Euro pro 100 Kilo, berichtet Andreas Bethke. Die Preiserhöhungen erstrecken sich bis hin zu den Brötchentüten, weiß Bethke. Abgesehen von den langen Lieferzeiten für die Tüten, die die Bäckerei hinnehmen muss, zahlt die Inselbäckerei nun 40 Prozent mehr.

Bäckermeister Heiko Jacobs, der auf der Insel eine Backstube betreibt, sieht die Entwicklung für seinen Betrieb ebenfalls kritisch und auch er sieht eine immensen Mehrbelastung auf sich zukommen. Jacobs vertreibt seine Ware direkt: „Wenn ich ein Ladengeschäft hätte, würde ich bei der Aktion mitmachen“, betont er. Jacobs stellt derzeit Überlegungen an, seine reguläre Betriebsruhe im November drastisch auszuweiten und betont: „Unter diesen Voraussetzungen ergibt das Anheizen der Backstube keinen Sinn“, so der Bäckermeister im Gespräch.
Die Bäckerinnungen fordern nun zum Fortbestand der Betriebe und den damit zusammenhängenden Arbeitsplätzen dringend, die Aufnahme in das Energie-Kosten-Dämpfungs-Programm (Ekdp), mit dem die Belastungen durch die starke Verbräuche an Erdgas und Strom für Wirtschaftsbetriebe abgefedert werden sollen. „Die Bundespolitik muss handeln, so wäre auch eine Deckelung der Energiepreise ein Lösungsansatz“, heißt es in dem Aktionsbrief der Innungen. Das Ekdp stellt unter anderem Erleichterungen für Tapetenhersteller bereit, für Bäckereien jedoch nicht. Für Bethke ist unverständlich, warum Tapetenhersteller unter das Programm fallen, Bäckereien jedoch nicht. „Das ist nicht richtig und ich frage mich, was das soll: Immerhin macht Tapete nicht satt.“ Als unumgänglich bewerten die norddeutschen Bäckerinnungsverbände daher die Einführung eines Rettungsschirms, um Härtefälle aufzufangen.

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