Protest auch bei den Norderneyer Apotheken

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Beitrag vom Montag, 12. Juni 2023

Apothekenprotest auch auf der Insel

Die Apotheken auf Norderney bleiben am Mittwoch, 14. Juni, geschlossen. An diesem Tag protestieren sie gegen die Sparmaßnahmen von Politik und Krankenkassen. Sie beteiligen sich damit an dem erstmals stattfindenden bundesweiten Apothekenprotest. Grund sind die aktuellen Entscheidungen der Politik, die aus Sicht der Apotheken zu einem starken Kostenanstieg führen, da die Honorare für zwei Jahre gekürzt werden sollen. Seit 2004 hatte es keine Honoraranpassungen gegeben und demnach auch keinen Inflationsausgleich. Zeitgleich steigt der bürokratische Aufwand. Im ersten Quartal dieses Jahres haben 129 Apotheken aufgegeben, heißt es vonseiten des Apothekerverbandes. „Dabei wird es aber nicht bleiben“, ist sich der Norderneyer Apotheker und Inhaber der Park-Apotheke Gunnar Majert sicher. Zum Jahresende stehen die Tarifverhandlungen an und diese werden für das Personal zu den überfälligen Lohnanpassungen und für die Apotheken zu deutlich erhöhten Lohnkosten führen, prognostiziert Majert. Zu schaffen machen den Apotheken zudem die von den Krankenkassen und Herstellern verhandelten Rabattverträge, die Zunahme des Onlinehandels und die umfangreiche Retaxation, die nicht nur die Bürokratie erhöht, sondern zum Teil nach einem Jahr Geld wegen Formfehlern zurückfordert. „Wir brauchen aber mehr Geld und weniger Bürokratie, um den Versorgungsauftrag auch erfüllen zu können“, erklärt Majert. Hinzu komme die Mehrarbeit aufgrund von Lieferengpässen bei zahlreichen Arzneimitteln, darunter auch Medikamente, wie Penicillin, Fiebermittel für Kinder oder Herzmedikamente. Majert wartet derzeit auf 242 Präparate, die er normalerweise vorrätig hat. „Die sind einfach nicht zu bekommen. Dann suchen wir für den Patienten nach anderen Medikamenten mit denselben Wirkstoffen, was das Risiko einer Retaxation erhöht, fragen bei den Kollegen der anderen Apotheken nach, ob das Präparat dort vorrätig ist oder bestellt werden kann und nehmen Kontakt zu den Ärzten auf.“ Das macht kein Onlinehandel und zeigt, wie wichtig die flächendeckende, niedrigschwellige und wohnortnahe Arzneimittelversorgung ist, so der Apotheker.

Auch für die drei Inselapotheken ist es enger geworden. „Dabei stehen wir auf der Insel durch den vergüteten Notdienst bei einer deutlich höhere Notdienstbelastung noch besser da als die Kollegen auf dem Festland.“ Es ist für ihn daher auch eine Frage der Solidarität mit den anderen Apotheken, „Wir brauchen aber auch die Solidarität der Patienten“, ist sich der Apotheker sicher und hofft auf Verständnis seiner Kunden. Majert bittet daher, sich vorausschauend mit Medikamente einzudecken, denn am Protestmittwoch wird lediglich die Park-Apotheke im Notfall über den Notdienst versorgen können.