Apotheken streiken erneut

Heute ist geschlossen: Diesen Hinweis haben die Norderneyer und Inselgäste an den Türen und Fenstern der drei Norderneyer Apotheken gefunden. Sie schließen sich damit erneut einer bundesweiten Protestaktion an, zu der die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) aufgerufen hatte. Die Lage der Apotheken sei durch Lieferengpässe, Personalmangel und eine unzureichende Vergütung extrem angespannt, so die Abda.

Die Zahl der Apotheken in Deutschland geht mit immer rasanterer Geschwindigkeit zurück. Mit 17.733 Apotheken ist am Ende des dritten Quartals 2023 ein neuer historischer Tiefstand erreicht, berichtet die Vereinigung. „Die Politik hat das Problem zwar inzwischen erkannt, handelt aber trotzdem nicht“, kritisiert die Abda. „Und es kommt noch schlimmer: Gesundheitsminister Lauterbach will nun Apotheken ohne Notdienste und ohne eigene Medikamentenherstellung etablieren“, heißt es in einer Mitteilung der Abda.

Nach Ansicht von Elgin Wondratschek, Apothekerin der Kurapotheke, sieht nach den vergangenen Protesten noch keine Entspannung: Der bürokratische Aufwand ist groß und der Apothekerberuf für den dringend benötigten Nachwuchs noch immer wenig attraktiv. Notwendig ist zudem eine bessere Kostenstruktur bei den Medikamenten, sagt sie. Stattdessen habe die Gesundheitspolitik einen Weg eingeschlagen, der von der wichtigen und notwendigen Beratung vor Ort immer weiter abrücke und die Apotheken in Zukunft zu einer simplen Arzneimittelvergabestelle degradiere, kritisiert Wondratschek. Bürgermeister Frank Ulrichs kommentierte die Aktion mit Blick auf die zahlreichen Schließungen von Apotheken: „Wir wissen, wie wichtig die Apotheken und die ärztlichen Infrastruktur für uns sind. Das kann uns nicht egal sein.“ Auch das Verständnis der Kundschaft ist groß, berichten die Inselapotheken. Wie an den vergangenen Protesttagen wird der Notdienst von der Park-Apotheke abgedeckt.