Beschreibung Foto: Archiv/ Linke Zur Abkühlung auf die „Balearen der Nordsee“

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Beitrag vom Freitag, 25. Juli 2025

Zur Abkühlung auf die „Balearen der Nordsee“

Mit dem Schlagwort „Coolcation“ – also einer Mischung aus den Worten „cool“ und „vacation“ – wirbt die diesjährige Sommerkampagne der Tourismus-Agentur Nordsee (Tano) insbesondere in Süddeutschland für die Nordsee-Region.

Angesichts sommerlicher Rekordtemperaturen bis 40 Grad wie etwa Anfang Juli soll die Kampagne ein „erfrischendes Zeichen setzen“, so die Erklärung der Tano. Dafür werden wettergesteuerte City Light-Boards und Plakate in Freiburg, Karlsruhe und Köln eingesetzt, die gezielt dann aktiviert werden, wenn die Temperatur eine bestimmte Schwelle überschreitet „und sich die Menschen nach einem kühlen Rückzugsort sehnen.“ Ergänzt werde die Kampagne durch Promotion-Teams, die „Sommerbrise“-Sprühflaschen verteilen.

Mit der Kampagne greift die Tano eine Entwicklung auf, die den internationalen Tourismus und auch deutsche Urlaubsziele betrifft: Der Klimawandel lässt die Temperaturen steigen. Im Jahr 2023 untersuchte die Europäische Union in einer Studie die regionalen Auswirkungen des Klimawandels auf die touristische Nachfrage innerhalb Europas und kam zu dem Schluss, dass die nordeuropäischen Küstenregionen insbesondere im Sommer und Frühherbst künftig deutlich nachgefragter sein werden als bisher. Anfang Juli 2025 forderte zudem der Deutsche Tourismusverband (Dtv): „Hitzewellen sind nicht mehr nur ein Problem für Südeuropa. (…) Deutschland muss als Reiseland attraktiv bleiben und die Anpassung an den Klimawandel sehr ernst nehmen.“

Auch auf Norderney wird der Klimawandel spürbare Folgen für den Tourismus mit sich bringen, betont Kurdirektor Wilhelm Loth. Er rechnet mit einer „touristischen Äquatorverschiebung“, wie er im Rahmen eines Pressegesprächs ausführte: „Ich glaube, dass wir in zehn bis 15 Jahren die Balearen der Nordsee sein werden. Man kriegt doch immer mehr Urlauber hier mit, die sagen: Spanien, Italien, Griechenland, das ist uns alles viel zu heiß, da möchten wir nicht hin.“ Gleichzeitig würden Einwohner dieser Länder zum Urlaub lieber ins nördliche Europa reisen. „Es ist gut möglich, dass wir in fünf Jahren ein weit größeres internationales Publikum haben.“

Gleichzeitig sind auch auf Norderney die Temperaturen in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass die Jahresdurchschnittstemperatur auf Norderney seit knapp 30 Jahren durchgehend über dem langjährigen Mittel liegt und das seit 2011 mit steigender Tendenz. Auf die Auswirkungen sei die Infrastruktur der Insel aktuell nicht eingerichtet, etwa in Form klimatisierter Räume.

„Touristisch werden wir von diesen Verschiebungen hier enorm über gewisse Zeitspannen profitieren“, so der Kurdirektor weiter: „Es ist ja nun mal so, dass sich der touristische Erfolg in Nachfrage misst, und darauf muss man vorbereitet sein.“