Wohnraumentwicklung: Bremse, aber kein Rückgang

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Beitrag vom Samstag, 28. September 2024

Wohnraumentwicklung: Bremse, aber kein Rückgang

Wie viel Dauerwohnraum gibt es auf Norderney und wie steht er im Verhältnis zu Ferien- und Zweitwohnungen? Eine exakte Zahl gibt es bis dato nicht und so sind sich die Norderneyer Ratsparteien uneins in der Frage, ob wirklich weiterer Dauerwohnraum auf Norderney benötigt werde. So stellte die Fdp-Fraktion auf der Sitzung des Bauausschusses den Antrag, einen externen Gutachter mit einer Zählung zu beauftragen. Der Antrag fand in dem Gremium keine Mehrheit, doch präsentierte zu einem späteren Tagesordnungspunkt das Bauamt selbst eine Schätzung, wie sich die Wohnungssituation seit dem Jahr 2014 verändert hat. Konkret ging es um die Anpassung der zehn Erhaltungssatzungen für das Stadtgebiet. Diese räumen der Stadtverwaltung ein Vetorecht ein für die Änderung, den Neubau oder den Abriss von Gebäuden, wenn diese das Orts- oder Landschaftsbild prägen oder wenn sie städtebaulich relevant sind, etwa aus geschichtlichen oder künstlerischen Gründen. Zudem kann die Stadt ihre Genehmigung verwehren, um die Zusammensetzung der jeweiligen Wohnbevölkerung in den Stadtteilen zu erhalten. Jeder Satzung ist eine Tabelle angefügt, in der die geschätzte Zahl an Hauptwohnungen, Nebenwohnungen, Zweitwohnungen und Ferienwohnungen aufgeführt sind. Die Zahlen wurden aus Steuer- und Meldedaten ermittelt. Zudem hat das Bauamt die Ferienwohnungen im Stadtbereich anhand ihrer Internetauftritte gezählt. Diese Zahlen sind laut Meemken mit einer gewissen „Unschärfe“ zu betrachten, bieten aber eine ungefähre Übersicht. „Als Ergebnis stellen wir fest, dass wir weniger als die Hälfte des Bestands als Dauerwohnungen haben“, führte Meemken aus: „Daran hat sich bis heute nichts geändert, im Gegenteil: Die Zahl ist geringer geworden, was sowohl das Verhältnis als auch die absoluten Zahlen angeht.“

Wurden im Jahr 2014 noch 2.758 Hauptwohnungen im Stadtbereich geschätzt, sind es aktuell 2.676. Hinzu kommen rund 2.533 Neben- und Zweitwohnungen. Das sind rund 500 weniger als vor zehn Jahren. Die Zahl der Ferienwohnungen stieg in diesem Zeitraum um rund 350 auf über 2.400 an. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen: Während im Wohngebiet An der Mühle /Mühlenstraße das Verhältnis der Hauptwohnungen bei über 90 Prozent liegt, sind es im touristisch geprägten Nordteil der Innenstadt zwischen Milchbar und Georgshöhe nur rund 20 Prozent.

„Wir haben erheblich weniger Nebenwohnungen als in 2014“, so Meemken und begründete dies damit, „dass einige Wohnungen, die nicht in diesen Bereich gehören, aus dem Register genommen wurden“. Zudem haben die Zweitwohnungen abgenommen und die Ferienwohnungen zugelegt, was auf eine Umwandlung der Zweitwohnung in Ferienwohnungen hinweise. „Wir interpretieren das so, dass unsere Bauleitplanungen als Bremse gewirkt, aber keinen Rückgang der Ferienwohnungen bewirkt haben und auch keine deutliche Zunahme an Dauerwohnraum“, so Meemkens Fazit: „Nach allem kommen wir zu dem Ergebnis, dass die Voraussetzungen zum Erlass der Satzungen weiterhin gegeben sind.“
Der Ausschuss folgte per Empfehlungsbeschluss dieser Einschätzung mit einer Enthaltung.