Ansprache vom Bürgermeister am Volkstrauertag

Foto: Pape

Beitrag vom Montag, 20. November 2023

Volkstrauertag: Weckruf gegen Antisemitismus

Norderneys Bürgermeister Frank Ulrichs erinnerte am Volkstrauertag in der Friedhofskapelle an die Opfer von Krieg und Gewalt und gedachte den Soldaten und den zivilen Opfern aus Vergangenheit und Gegenwart. Ulrichs rief zu mehr Aufmerksamkeit und Handeln auf, um sich dem spürbaren Erstarken des Antisemitismus in Deutschland entgegenzustellen.  

Erneut machte Ulrichs auf den Krieg in der Ukraine aufmerksam und gedachte der Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer, die ihre Heimat verlassen mussten und der Daheimgebliebenen, die täglich um ihr Leben und den Verbleib ihrer Liebsten fürchten müssen.  

Ulrichs erinnerte zudem an derzeit über 350 bewaffnete Konflikte weltweit, deren Opfer und die Menschen auf der Flucht. Mindestens 238.000 Menschen sind 2022 bei militärischen Konflikten getötet worden. Die höchste Zahl seit 1994, dem Jahr des Genozids in Ruanda. Mittlerweile hat sich in den letzten 20 Jahren die Zahl der Flüchtlinge weltweit verdreifacht. Waren es 2005 noch 35 Millionen, sind im Jahr 2022 fast 110 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt; Tendenz auch für dieses Jahr steigend. 

„Über 1.200 Israelis fielen am 7. Oktober dem barbarischen und gnadenlosen Treiben der Hamas in Israel zum Opfer. Sie wurden bestialisch ermordet, verstümmelt oder regelrecht hingerichtet“, so Ulrichs.


Schätzungen zufolge sind im letzten Monat in Gaza mehr Menschen getötet worden als in den letzten 15 Jahren des Nahostkonflikts, erklärte er und mahnte: „Dass weltweit, auch in Deutschland, diese Morde auf den Straßen gefeiert wurden und werden, ist scharf zu verurteilen. „Wieder gibt es Anschläge auf Synagogen. Fast täglich findet antisemitische Hetze auf unseren Straßen statt, wird das Existenzrecht Israels infrage gestellt. Juden wird empfohlen, sich „nichtjüdisch“ zu kleiden, keine Kippa zu tragen, nicht hebräisch zu sprechen, keinen Davidstern offen zu tragen, bestimmte Stadtviertel zu meiden, prangerte Ulrichs an: „Nach 78 Jahren bricht blanker Antisemitismus auf den Straßen unserer Städte empor.“ Der Volkstrauertag ist ein Weckruf, der daran erinnert, dass Frieden, auch der Frieden in der Gesellschaft, keine Selbstverständlichkeit ist, sondern das Ergebnis bewusster Entscheidungen und gemeinsamer Anstrengungen sein muss, schloss Ulrichs.
Neben einer Abordnung der Reservistenkameradschaft, der Inselfeuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes waren Norderneyer Ratsmitglieder der SPD-Fraktion sowie ein Mitglied der CDU-Fraktion sowie die Norderneyer Bläsergruppe anwesend.