Umstellung: L-Gas geht, H-Gas kommt

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Beitrag vom Freitag, 13. Juni 2025

Umstellung: L-Gas geht, H-Gas kommt

Die Gasversorgung auf Norderney wird bis Mai 2027 auf eine neue Gasqualität umgestellt. Was technisch klingt, betrifft tausende Haushalte direkt – allerdings ohne Mehrkosten, wie Stadtwerkegeschäftsführer Holger Schönemann im Umweltausschuss betonte. Grund für die Umstellung ist das Auslaufen der niederländischen L-Gas-Lieferungen, auf die auch die Insel bislang angewiesen ist.

Deutschland bezieht seit Jahrzehnten zwei Arten von Erdgas: sogenanntes L-Gas (low caloric) und H-Gas (high caloric). Beide sind fossile Energieträger und bestehen im Wesentlichen aus Methan. Der Unterschied liegt im Energiegehalt: L-Gas liefert rund zehn Kilowattstunden pro Kubikmeter, H-Gas etwa 11,5 Kilowattstunden. „Es hat etwa zehn Prozent mehr Brennwert“, erklärte Schönemann.
Während das L-Gas überwiegend aus niederländischen Lagerstätten stammt, kommt H-Gas heute vor allem aus Norwegen.

Die niederländischen Felder, insbesondere das große Groninger Gasfeld, werden nun stillgelegt. Verträge seien gekündigt, die Förderung werde schrittweise eingestellt. „Wir sind am Ende der Umstellungskette angekommen“, sagte Schönemann.

Bis spätestens 2030 müsse bundesweit auf H-Gas umgestellt sein. Für Norderney ist der Wechsel für den 25. Mai 2027 angesetzt.

Kosten trägt die Gemeinschaft – Umrüstung beginnt 2026

Im April 2025 haben alle betroffenen Haushalte ein erstes Informationsschreiben erhalten. Im Februar 2026 beginnt die sogenannte Erhebung: Fachleute einer externen Firma besuchen alle Wohnungen mit Gasgeräten, um den Bestand zu erfassen und die Umrüstung vorzubereiten. Die Termine werden mit drei Wochen Vorlauf angekündigt.

„In aller Regel ist das kein Problem“, so Schönemann. Bei modernen Geräten genügt oft eine Neueinstellung, bei älteren Modellen müssen Düsen oder andere Bauteile ausgetauscht werden. Insgesamt sind auf Norderney rund 2.200 Geräte zu überprüfen. Die eigentliche Umstellung erfolgt im Frühjahr 2027 – entweder kurz davor oder direkt danach. „Wenn Ihr Gerät erst nach der Umstellung angepasst werden kann, dann geschieht das sofort – niemand soll kalt duschen müssen“, versicherte der Stadtwerkegeschäftsführer.

Die Kosten übernimmt ein bundesweiter Umlagetopf, in den alle Gaskunden seit 2021 über die sogenannte § 19a-Abgabe einzahlen. Wartungen oder Reparaturen, die unabhängig von der Umstellung anfallen, müssen weiterhin selbst getragen werden.

Nur wenige Altgeräte nicht umrüstbar

Schönemann geht davon aus, dass die große Mehrheit der Geräte auf der Insel angepasst werden kann. „Wir haben viele Neubauten und sanierte Häuser – das macht sich bemerkbar.“ Falls ein Gerät nicht kompatibel ist, bleibt nur der Austausch. Die staatliche Förderung sei allerdings „sehr übersichtlich“: 500 Euro – „nicht viel, wenn man sich eine neue Anlage anschaffen muss“.

Bei Fragen zur Umstellung helfen die Stadtwerke weiter – etwa am Infostand auf dem Wochenmarkt. „Wir sind da, wir beantworten die Fragen“, sagte Schönemann.

Ein Blick nach vorn: Gasnetz langfristig rückläufig

In der Diskussion wurde auch die Zukunft der Gasversorgung thematisiert. Immer mehr Haushalte würden auf Wärmepumpen umsteigen, was zur Folge habe, dass für die verbleibenden Gasnutzer die Kosten steigen könnten. Schönemann bestätigte: „Fakt ist, die Netzentgelte werden steigen – aber nicht abrupt, sondern schrittweise.“ Dafür müsse es eine politische Lösung geben. Es könne nicht sein, dass am Ende jene, die am längsten auf Gas angewiesen sind, die höchsten Kosten tragen.

Hinzukommt, dass ab 2040 in Niedersachsen kein fossiles Erdgas mehr eingesetzt werden soll. Wer sich heute noch eine neue Gasheizung einbaut, könne sie – nach jetzigem Stand – nur noch rund 15 Jahre betreiben. Auch das bestätigte Schönemann: „Das ist so. Das steht so in den Gesetzen.“
Ob diese Fristen politisch Bestand haben, bleibe jedoch abzuwarten: „Ich weiß nicht, was davon übrig bleibt. Aber vom Status quo heute: ja.“