Beitrag vom Freitag, 12. April 2024
Ulrichs: „Das war für viele das Aus“
Es war ein besonderes Anliegen der Politik, sich über den Leerstand von Gewerbeflächen in der Innenstadt zu beraten. Die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und Verkehr befassten sich nun in ihrer Sitzung mit dem Thema mit dem Ziel einer Bestandsaufnahme, um im Nachgang in den Fraktionen beraten zu können.
Der Ausschussvorsitzende Rolf Harms (SPD) begrüßte zu den Beratungen den Vorsitzenden des Norderneyer Einzelhandelsverbands Norbert Harm.
Die Stadtverwaltung berichtete von 30 Gewerbeabmeldungen in den letzten Monaten, darunter Fahrradhandel, Sportgeschäfte und Gastrobetriebe. In der Jann-Berghaus-Straße und im Herrenpfad sind die Gewerbeflächen zum kleinen Teil neu belegt, sodass zurzeit rund 25 Ladengeschäfte leer stehen, berichtete der Fachbereichsleiter der Stadt Jürgen Vißer. Die Gründe werden allerdings bei einer Gewerbeabmeldung nicht dargelegt und so ließe sich nur spekulieren. An den Einnahmen der Gewerbesteuer ist jedoch noch keine Veränderung festzustellen, kommentierte Bürgermeister Frank Ulrichs.
Dass so viele Räumlichkeiten auch gerade in den Fußgängerzonen der Insel leer bleiben, während diese sonst in der Vergangenheit bereits nach wenigen Wochen erneut verpachtet waren, sei für Norderney neu.
Erstmals in einer öffentlichen Ausschusssitzung fiel der Begriff der Wirtschaftsförderung und die teilweise schwindelerregend hohen Pachten wurden thematisiert. Der Vorsitzende des Einzelhandelsverbands wagte einen Blick über den Teich und zeichnete ein düsteres Bild. So gebe es viele Unsicherheiten durch Rezession, Krieg und Energiekrise, was dazu führt, dass die Menschen ihr Geld verstärkt zusammenhalten und sparen. Drastisch zeigen sich nun Auswirkungen durch den Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel. Wo die Gründe für die Geschäftsaufgaben auf Norderney liegen, ermittelte der Norderneyer Einzelhandelsverband in einer Befragung. So nannte Harm an erster Stelle fehlendes Personal, aber auch fehlende Geschäftsnachfolger sowie die Mieten, die eine Höhe erreicht haben, „die nicht mehr erarbeitet werden können“ oder noch erhöht worden sind.
Auch in hervorragenden Lagen verwaisen Geschäftsflächen zunehmend: „Die Nachfrage auf Norderney ist eigentlich nicht mehr vorhanden oder nur noch verhalten“, so Harm weiter. Auch der Bürgermeister sieht derzeit für Gründer Hürden, die von einer drastischen Mietentwicklung in den letzten Jahren auf der Insel flankiert werden: „Das war für viele das Aus. Ich hoffe, dass auch die Vermieter irgendwann merken, dass sie mit einer geringeren Miete besser fahren als mit gar keiner.“
Der Einzelhandelsverbandsvorsitzende berichtete im Anschluss seines Berichtes über eine Idee zu einer Gestaltungssatzung, um die Eigentümer von leer stehenden Gewerbeflächen zu einer sauberen und geordneten Optik der Ladenlokale zu verpflichten.
Ausschussmitglied Stefan Wehlage von den Grünen schlug vor, die Gewerbeflächen auf der Insel nicht auszuweiten und bezog sich dabei auf die Planungsentwürfe für den Theaterplatz. Er hält auch eine Lockerung der Straßennutzung für Geschäfte neben leer stehenden Räumen für sinnvoll und regte in diesem Zuge auch die Einrichtung einer Fußgängerzone in der Jann-Berghaus-Straße und im Herrenpfad an, um diese für den Einzelhandel aufzuwerten. Auch Stadtbegrünung könnte ein Ansatz sein, so Wehlage.
Verfasst von Anja Pape
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