Beitrag vom Montag, 27. Oktober 2025
Stadt richtet Stabsraum ein
Die Stadt Norderney richtet im Feuerwehrhaus einen Stabsraum für Krisenlagen ein. Dort soll künftig der amtierende Bürgermeister die Einsätze leiten, wenn die Insel von Sturmfluten, Evakuierungen oder anderen außergewöhnlichen Ereignissen betroffen ist. Der neue Arbeitsbereich ist Teil der kommunalen Gefahrenabwehrstrategie. „Wir müssen in solchen Situationen eigenständig arbeitsfähig sein, denn auf einer Insel ist Unterstützung nicht immer sofort verfügbar“, sagt Jürgen Vißer, Fachbereichsleiter für Gefahrenabwehr bei der Stadt Norderney. Geplant sind regelmäßige Übungen, um Technik, Alarmierung und Dokumentation zu prüfen.
Raum für Krisenentscheidungen
Zuständig für Katastrophenschutz ist zwar der Landkreis Aurich, doch für Lagen unterhalb des Katastrophenfalls braucht es auf der Insel eine eigene Führungsfähigkeit, weiß Vißer. Sturmfluten gelten als das wahrscheinlichste Szenario, daneben befasst sich Vißer aber auch mit weitreichenden Szenarien und übergeordneten Krisenlagen wie Evakuierungen bis hin zur Verteilung von Jodtabletten bei einer radioaktiven Bedrohung.
Der Stabsraum entsteht im ersten Obergeschoss des Feuerwehrgebäudes, in dem bislang Nebenräume und eine frühere Wohnung untergebracht waren. Die Fläche liegt westlich der Gebäudemitte und wird sowohl über die rückwärtige Treppe als auch über die Räume der Feuerwehr erreichbar sein.
Bestehende Trennwände werden entfernt, Durchbrüche geschaffen. Aus zwei kleineren Zimmern entsteht ein Arbeitsraum von rund 40 Quadratmetern. Angeschlossen werden eine Küche und ein Aufenthaltsbereich, die gemeinsam mit der Feuerwehr genutzt werden. Die bisherige kleine Bürofläche der Wehrführung wird aufgegeben.
Ausstattung und Technik
Der Raum wird über die Notstromversorgung der Feuerwehr abgesichert und erhält eigene Kommunikationswege sowie eine geschützte IT-Infrastruktur. Vorgesehen sind eine lange Tischreihe mit temporären Arbeitsplätzen für den Krisenstab, zwei bis drei Plätze für die Stabsleitung sowie Smartboards für Lagekarten und Meldesystem, um eine bestmögliche Lageübersicht zu erhalten.
Ergänzt wird die Ausstattung durch Wandtafeln, abschließbare Schränke für Einsatzmittel, Sichtschutzfolien für die Fenster und gegebenenfalls eine Schleuse im Eingangsbereich. Auch schallgedämmte Türen und eine Klimatisierung sind Teil des Konzepts. Zudem soll die lokale IT eine unterbrechungsfreie Stromversorgung und einen gesicherten Serverzugang gewährleisten. „Es soll robust und funktional werden, keine Luxuslösung, aber belastbar“, betont Vißer.
Für den Krisenfall soll die Stadt unabhängig von öffentlicher Infrastruktur kommunizieren können. Das vorhandene Satellitentelefon wird dazu fest im Stabsraum verbaut, inklusive Außenantenne und Dockingstation. Zusätzlich prüft die Stadt eine satellitengestützte Internetverbindung, um auch bei Netzausfällen arbeitsfähig zu bleiben.
Parallel wird der Digitalfunk ausgebaut und städtische Mitarbeitende geschult. Ein Alarm- und Meldesystem erlaubt es, Gruppen gezielt zu alarmieren, Rückmeldungen einzuholen und Abläufe automatisch zu dokumentieren. „Man kann Gruppen definieren, alarmieren und bekommt Rückmeldungen; die Abläufe werden automatisch dokumentiert“, präzisiert Vißer das Vorhaben.
Das Feuerwehrhaus verfügt bereits über ein fest installiertes Notstrom-Aggregat. Weitere kommunale Gebäude vom Rathaus bis zu Pumpwerken erhalten mobile Einspeisepunkte. Drei Notstromaggregate unterschiedlicher Leistung stehen bereit, eines davon speziell für die Tankstelle. Für das Rathaus ist die technische Umstellung dazu noch in diesem Jahr vorgesehen.
300.000 Euro hat die Stadt für den Umbau und die Ausstattung veranschlagt. Nach der Abstimmung mit der Feuerwehrführung folgt der Bauantrag zur Umnutzung und zum Umbau sowie die Detailplanung. Je nach Ausschreibung und Lieferketten rechnet die Stadt mit einer Inbetriebnahme im kommenden Jahr.
Verfasst von Anja Pape
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