Beitrag vom Freitag, 11. Juli 2025
Stadt bereitet Übernahmen vor
In der jüngsten Stadtratssitzung informierte Bürgermeister Frank Ulrichs über den aktuellen Sachstand zur geplanten Übernahme des Krankenhauses und des Medizinischen Versorgungszentrums (Mvz) durch die Stadt Norderney. Trotz personeller Engpässe und hoher bürokratischer Hürden bekräftigte Ulrichs das klare Ziel der Stadt: Die medizinische Versorgung auf der Insel langfristig abzusichern. „Es bleibt bei dem politischen Beschluss, Krankenhaus und Mvz in kommunale Trägerschaft zu überführen“, stellte der Bürgermeister unmissverständlich klar.
Die Übernahme soll nun zum 1. Januar 2026 erfolgen. Das ist ein späterer Zeitpunkt als ursprünglich geplant, aber laut Ulrichs notwendig: Die Komplexität des Verfahrens, das im Rahmen eines vorläufigen Insolvenzverfahrens läuft, lässt keine schnellere Umsetzung zu. „Gründlichkeit ist das Gebot der Stunde“, so der Bürgermeister. Die Stadt hat sich zur Unterstützung einen externen Dienstleister aus Bremen an die Seite geholt. Dieser erstellt derzeit eine sogenannte Fortführungsprognose für die Jahre 2026 und 2027. Sie stellt eine wichtige Voraussetzung dar, um den kurz- und mittelfristigen Finanzbedarf der Einrichtungen zu ermitteln. Denn nicht nur die Stadt, sondern auch die Kommunalaufsicht in Aurich muss dem Vorhaben zustimmen. Parallel laufen Gespräche mit der Zusatzversorgungskasse über die Überleitung bestehender Verpflichtungen.
Ein Prozess, der sich bereits über ein halbes Jahr hinziehe, nun aber kurz vor dem Abschluss stehe. Auch die rechtliche und organisatorische Einbindung der neuen Trägergesellschaft in die städtischen Strukturen erfordert sorgfältige Vorbereitung, so Ulrichs. „Wir sind dabei, einen Kaufvertrag gemeinsam zu entwerfen. Es muss zudem ein Gesellschaftsvertrag entworfen werden“, erklärte Ulrichs weiter.
Sorgen bereitet der Stadt aktuell vor allem die personelle Situation im Mvz, denn von den 3,5 vorgesehenen Arztstellen sind derzeit 2,5 unbesetzt. Lediglich ein Arzt stemmt derzeit den Betrieb, was laut Bürgermeister Ulrichs nur mit viel Engagement und sorgsamer Urlaubsplanung aufrechterhalten werden kann.
Um dem entgegenzuwirken, hat die Stadt kürzlich eine öffentliche Ausschreibung gestartet, obwohl sie offiziell noch nicht Träger des Mvz ist. Erste Gespräche mit inte-ressierten Ärzten sind bereits erfolgt, berichtete der Bürgermeister weiter, wobei ein Mediziner konkret Interesse bekundet hat, ab dem 1. August für zwei Wochen im Monat auf der Insel zu praktizieren. „Das heißt, es ist eine Halbtagsstelle, die aber nicht halbtäglich ausgeführt wird, sondern jeweils für zwei Wochen im Monat, weil er noch seinen Lebensmittelpunkt auf dem Festland hat.“, so Ulrichs.
Langfristig strebt die Stadt eine Vollbesetzung des Mvz an – ein Ziel, das angesichts der Bedeutung der ambulanten Versorgung auf der Insel höchste Priorität genießt. „Eine ambulante Versorgung, medizinische Versorgung, ist essentiell. Wenn wir die nicht mehr haben, dann können wir wirklich abschließen“, warnte der Bürgermeister eindringlich auf der Sitzung.
Verfasst von Anja Pape
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