Beitrag vom Dienstag, 20. Dezember 2022
Sprachkita: „Der Ton ist ein anderer“
Seit 2017 gibt es das Bundesprogramm Sprachkitas – seit Februar 2021 hat auch die Kindertagesstätte am Kap eine Fachkraftstelle, die durch das Programm finanziert und durch die Norderneyerin Jana Bossmann belegt wird. Vorher hat Bossmann in den Kita-Gruppen gearbeitet. Nun sieht ihr Berufsalltag völlig anders aus. Von Anfang an war ihr jedoch klar, dieses Bundesprogramm wird irgendwann eingestellt werden. Lange Zeit sind Kita-Träger und Einrichtungen davon ausgegangen, dass dieses Programm weiterlaufen wird, „weil es ein gutes Programm ist, weil unheimlich viel Wissen und Informationen in die Kitas getragen wurden“, begründet Bossmann. Nach langem Ringen um den Erhalt des erfolgreichen Bundesprogramms und rund 200.000 Unterschriften später, die unter einer Petition standen, konnte eine Verlängerung um ein halbes Jahr erreicht werden. Nun steht fest, dass der Bund am 30 Juni aussteigt. Das Land Niedersachsen hatte sich vor wenigen Wochen zu den Sprachkitas bekannt und die neue Kultusministerin Julia Willie in einer Presseinformation eine Übernahme in Aussicht gestellt: „Das Land Niedersachsen wird dafür Sorge tragen, dass die Sprach-Kitas auch über diesen Zeitpunkt hinaus weiterfinanziert und diese wichtige Säule der frühkindlichen Sprachförderung erhalten bleibt“, hieß es darin. Die letzten Vereinbarungen sind jedoch noch nicht getroffen.
Bossmann ist dennoch erleichtert, denn es kann weitergehen, obwohl das auch bedeuten könnte, dass der Stundenumfang gekürzt wird. Dennoch kann sie viel bewegen und hat es bereits bewiesen.
Ihre Aufgabe ist es, ihre Kolleginnen und Kollegen zu schulen und Themen für die Teamsitzungen zu erarbeiten. Als Fachkraft Sprachkita hat Bossmann zusätzliche Fortbildungen besucht, die sich unter anderem damit befasst haben, wie das Team der Kita sinnvoll begleitet werden kann bis hin zu Coaching-Kompetenzen. Die Kita am Kap war zudem in dieser Zeit mit der Entwicklung eines Qualitätsmanagements befasst. Ein Glücksfall, sagt Bossmann, denn so konnte alles direkt umgesetzt und in Strukturen gegossen werden: „Wir haben Abläufe und Checklisten geschrieben und gleichzeitig war die Reflexion immer dabei. Das hat viel gebracht. Das hat auch mit dem Team viel gemacht“, ist sich Bossmann sicher. Für die 21 festen pädagogischen Fachkräfte in der Einrichtung brachte das auch immer einen Perspektivwechsel mit sich, weg vom Altbewährten, in dem sich die Kinder unterzuordnen hatten. „Es geht darum, dass die Mitarbeitenden wissen, welche Beobachtungsinstrumente sie haben und wo sie gucken können, wo ein Kind in der Entwicklung steht und wie sie mit den Eltern kommunizieren können. Das beginnt da, wo ihr die Kinder unterwegs trefft, schaut sie an und stellt eine Frage, damit die Kinder wissen, dass sie wahrgenommen werden. Allein das hat sich in unserer Einrichtung spürbar gewandelt und der Ton ist ein ganz anderer geworden“, so Bossmann. Die Theorie sieht man nicht, sagt Bossmann, die Auswirkungen sind allerdings deutlich zu beobachten. Sprachkita beginnt eben bei der Sprachentwicklung und hört bei der Teilhabe der Kinder und einem würdevollen Umgang mit ihnen nicht auf. Unvorstellbar wäre, diese Stelle zu verlieren: „Ich bin fest überzeugt davon, dass wir damit noch ganz viel bewirken können, wenn wir weiterhin eine Stelle haben“, so Bossmann.
Verfasst von Anja Pape
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