Norderneyer Busunternehmer warten auf Entschädigungszahlungen

Foto: Archiv Nomo

Beitrag vom Donnerstag, 20. Oktober 2022

Neun-Euro-Ticket-Fazit

Während sich Bund und Länder mit der Einführung eines Nachfolgers für das Neun-Euro-Ticket abstimmen, stehen bei den Norderneyer Busunternehmen die Entschädigungszahlungen für die Beförderung der Fahrgäste mit dem vergünstigten Fahrschein in den Monaten Juni bis August noch aus. Die Unternehmen waren in Vorleistung gegangen und erhalten auf Antrag vom Landkreis Aurich die Fahrgeld-Ausfälle des jeweiligen Monats im Vergleich zum Jahr 2019 zurück. „Die Anträge sind gestellt“, teilte Joop Meyer, Geschäftsführer des Busunternehmens Peter Tjaden, auf Nachfrage mit, „und wir sind auch sicher, dass es kommen wird.“ Die erwartete Entschädigung ist auskömmlich, „aber vom Gefühl her verdienen wir das Geld natürlich gerne selbst“, so Meyer.

Zur Finanzierung des Neun-Euro-Tickets hat das Land Niedersachsen nach Angaben des Niedersächsischen Verkehrsministeriums „auf das Verfahren des Corona-Rettungsschirms zurückgegriffen und die zur Verfügung stehenden Ausgleichsmittel an die Aufgabenträger des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) weitergeleitet. Diese müssen die Mittel an die Verkehrsunternehmen weiterreichen, die das Neun-Euro-Ticket anerkannt und dadurch einen Einnahmenausfall hatten, und müssen darüber dem Land Rechenschaft ablegen.“ Die Bearbeitung der Anträge beim Landkreis Aurich erfolgt durch das Schulamt.

Der Anteil der Fahrgäste mit Neun-Euro-Ticket an den Gesamtbeförderungen lag für Tjaden bei etwa 45 Prozent, in den Bussen des Betriebes Omnibusverkehr Fischer sogar bei 65 bis 78 Prozent, je nach Linie, wie Rüdiger Fischer mitteilte.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Betriebe erwiesen sich die Sommermonate als sehr anstrengend, da die Busse durch das kostengünstige Angebot auch von Personen und Gruppen stark frequentiert wurden, die sonst mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs gewesen wären. Auch für sehr viel kürzere Strecken wurde das Ticket genutzt, etwa von einer Haltestelle bis zur nächsten, für die die Menschen sonst nicht in den Bus einsteigen würden. „Das hat sich auf den Komfort ausgewirkt und leider dazu geführt, dass die Busse voller waren“, so Meyer, und Fischer merkte dazu an: „Ein Einsatz von Zusatzbussen ist aber nicht möglich gewesen, da der Staat nur einen Ausgleich der Fahrgeld-Ausfälle erstattet und die Kosten der Zusatzfahrzeuge keine Berücksichtigung fanden. “Eine Steigerung der Fahrgastzahlen gab es auch auf der Linie 7, dem NC-Bus, allerdings hauptsächlich durch Gäste und nicht durch Insulaner.

Ein weiteres Problem stellte die Kontrolle der Tickets dar, weil die Fahrgäste mit vielen unterschiedlichen Arten von Fahrkarten einstiegen, zählte Fischer auf: „Papiertickets, Onlinetickets, QR-Codes, RFID-Abo-Karten mit und ohne Namen und Lichtbild von 75 verschiedenen Verkehrsverbünden Deutschlands“. Zudem gab es bei unregelmäßigen Kontrollen immer wieder Diskussionen mit Gästen, die nicht bereit waren, ihren Lichtbildausweis, der laut Beförderungsbedingungen des Neun-Euro-Tickets grundsätzlich erforderlich ist, vorzuzeigen. „Die meisten Fahrgäste waren zwar einsichtig, aber bei etwa zehn Prozent gab es Probleme, wodurch die Linienabläufe oft verzögert wurden“, berichtete Fischer. Im Nachhinein sei es zudem seit dem 1. September vorgekommen, dass sich Menschen über die Höhe der regulären Tarife beschwerten: „Anscheinend ist einigen Fahrgästen das Bewusstsein verloren gegangen, dass die Beförderungsleistung im ÖPNV Geld kostet“, so Fischer.

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20. Oktober 2022

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