Kaninchenplage auf Norderneyer Friedhof

Foto: Pape

Beitrag vom Donnerstag, 25. Mai 2023

Maßnahmen gegen Kaninchen

Kaninchen sind auf der Insel ein ausgewachsenes Problem. Das zeigt sich besonders schmerzlich auf dem Inselfriedhof, wo die Nager die liebevoll bepflanzten Gräber abgefressen zurücklassen. Für die Tiere ist der Friedhof ein großangelegtes All-you-can-eat-Büffet, das mit Nulltarif lockt. Und so finden sich an vielen Stellen auf dem Areal Grabschmuckkäfige. Wer den Friedhof quert, der findet immer wieder tiefe Löcher auf Wegen und an Grabstellen, die als Zugänge zu den Kaninchenbauten dienen und für die Trauernden zu Stolperfallen werden.

„Dieser anhaltende Zustand an einem Ort der Einkehr und Trauer verärgert zu Recht viele Einheimische, die längst kein Verständnis mehr dafür haben, dass seit Jahren vermeintlich nichts dagegen unternommen wird“, erklärt Norderneys Bürgermeister Frank Ulrichs in seinem jüngst veröffentlichten Bürgerbrief und informierte über eine Ende April von ihm initiierte Begehung vor Ort mit Vertretern des Kirchenvorstandes als Träger des Friedhofes, Vertretern des örtlichen Hegerings sowie Fachleuten der Technischen Dienste, um die Gesamtsituation und Lösungsoptionen zu diskutieren.

Ulrichs berichtet von „einer teils hitzigen Debatte“, nach der sich die Akteure auf einen gemeinsamen Marschplan mit mehreren Maßnahmen geeinigt haben.

Kurzfristig wurden daraufhin sechs vom Hegering zur Verfügung gestellte Lebendfallen aufgestellt, die täglich kontrolliert werden müssen. Außerdem sollen nun sämtliche Schlupflöcher und potenzielle Zugangsmöglichkeiten für Kaninchen in Zäunen und Toren schnellstmöglich beseitigt werden.

Der Kirchenvorstand hat die ersten Angebote über selbstschließende Tore und Schließmechanismen eingeholt, die für den Einsatz an den Zugängen Mühlenstraße, Ellernstraße und Jann-Berghaus-Straße geeignet sind. Dabei sollen auch die bislang provisorisch zum Boden geführten Gummilippen an den Toren adäquaten Ersatz finden. Alle Zugänge zum Friedhof sollen zudem für einen Testzeitraum über Nacht verschlossen werden.
Bei dem Treffen wurde jedoch auch schnell klar, dass der Plage mit diesen Maßnahmen allein nicht in Gänze beizukommen ist. „Wir haben nicht das Ziel, einen kaninchenfreien Raum zu erreichen“, erläutert Pastor Stephan Bernhardt auf Nachfrage. Vielmehr gehe es darum, dass die Menschen unfallfrei die Gräber erreichen können und die Fraßschäden so gering wie möglich zu halten.

Nach groben Schätzungen geht Bernhardt davon aus, dass die Friedhofsmitarbeiter 25 Prozent ihrer Arbeitszeit damit verbringen, Kaninchenlöchern zu schließen, Gitter auszubessern oder ins Erdreich einzulegen.

„Es wurde während der Erörterungen auf dem Friedhof schnell deutlich, dass es sich um eine komplexe Gemengelage handelt, der man weder sehr schnell noch mit einer einzigen Maßnahme beikommt“, kommentiert Ulrichs das gemeinsame Treffen, bei dem ebenfalls festgestellt wurde, „dass Kaninchen offensichtlich nicht nur auf Ablehnung stoßen, denn immer noch werden diese angefüttert und aufgestellte (Lebend)-Fallen zerstört oder beseitigt“. Immer wieder werden Norderneyer auf dem Gelände angetroffen, die den Tieren Gemüseabfälle anbieten und ablegen. Dabei verkennen sie das Problem, dass die Nager auf dem Friedhof ansässig werden und nicht selten in den Särgen bei den Bestatteten leben. Dort bekommen sie mehrmals im Jahr Nachwuchs, der ebenfalls bei der Einrichtung von unterirdischen Bauten vor den Gräbern nicht haltmacht und neben Sand und Erde auch Knochen ans Tageslicht bringt (wir berichteten in der Ausgabe des Norderneyer Morgen vom 31. August 2019).

Die ständigen unerlaubten Durchfahrten von Norderneyern mit Fahrrädern auf dem Areal sorgen zudem für geöffnete Tore, die es den Kaninchen besonders erleichtern, den Zugang zu Heim und Nahrung zu erhalten. Aber auch die breiten Spaltmaße sorgen für Zustrom. Besonders hoch frequentiert: der Eingang über die östlichen Grünflächen zwischen Friedhof und Mühlenstraße.

Immerhin sorgte ein 2016 errichteter und von der Korus-Stiftung finanzierter Zaun dafür, dass seitdem wenigstens das Damwild keinen Zugang mehr zum Gelände erhält.