Eröffnung der Kunstausstellung Poppe Folkerts im Bademuseum

Foto: Linke

Beitrag vom Mittwoch, 09. April 2025

Maler, Gestalter und Visionär

Als „großer Impressionist und hochgeschätzter Maler der deutschen Nordseeküste“ wurde der Norderneyer See- und Marinemaler Poppe Folkerts anlässlich seines 150. Geburtstags gewürdigt. Anlass war die Eröffnung einer Jubiläumsausstellung im Museum Nordseeheilbad Norderney, die ab sofort rund 120 seiner Werke der Öffentlichkeit präsentiert. Zu der Eröffnung waren über 100 Gäste von der Insel und vom Festland angereist, darunter der Präsident der Ostfriesischen Landschaft Rico Mecklenburg sowie Pavel Matviets, Leiter des Museums der Weltmeere im russischen Kaliningrad und Kurator der dortigen Poppe-Folkerts-Ausstellung im Jahr 2018. Stimmungsvoll begleitet wurde die Eröffnung mit Klaviermusik von Inselkantorin Gudrun Fliegner.

„Man darf Poppe Folkerts an die Seite der großen Impressionisten wie Max Liebermann oder Lovis Corinth stellen“, ordnete die Emder Kunsthistorikerin Dr. Annette Kanzenbach in ihrem Redebeitrag sein künstlerisches Lebenswerk ein. Die Wertschätzung des Malers stieg jedoch erst um die Jahrtausendwende wieder deutlich an, denn „zu seinen Lebzeiten war er ein anerkannter, etablierter Maler, doch er machte die nach der nationalsozialistischen Zeit angesagte Trendwende zur Abstraktion nicht mit und war damit eher einer von den Alten, an denen man vorbeiging.“ Dabei seien seine Motive von der Skizze bis zum Ölgemälde bis heute einnehmend und lebensnah und oft mit kleinen Erzählungen verbunden.

Im Jahr 1875 auf Norderney geboren, absolvierte Folkerts zunächst eine Ausbildung als allgemeiner Maler, bevor er als 19-Jähriger auf Gesellenwanderung ging. An der Berliner Kunstakademie lernte er die Marinemalerei, die sich durch pathetische Inszenierungen erhabener Motive auszeichnete. Er fuhr auf Schulschiffen der Kaiserlichen Marine um die Welt, bevor er sich ab dem Jahr 1905 in der Figurenmalerei fortbildete. Darüber hinaus studierte er die Werke der aufkommenden Impressionisten. „Sie gründeten auf einer Stimmungsmalerei, in der Licht, Luft und Farbe die entscheidende Rolle spielten“, erläuterte Kanzenbach: „Ihr Ziel war es, die Atmosphäre einer alltäglichen Szene in skizzenhafter Malweise abzubilden.“ Nach seiner Rückkehr auf die Insel Norderney errichtete Folkerts am Weststrand seinen Malerturm, der 1913 bezugsfertig war, mit großem Fenster und Blick auf die See. Gleichzeitig führte er ein schwimmendes Maleratelier auf seinen Segelbooten, mit denen er im Sommer entlang der Küsten und in Binnengewässern unterwegs war, was ihm eine Perspektive vom Wasser aus ermöglichte. Neben seinen lebendigen Ölgemälden und Skizzen, die Schiffe, Wolken, Brandung und Wellen zeigen, malte Folkerts Situationen aus der Norderneyer Arbeitswelt, darunter Buhnenbauer und Fischersfrauen. Nicht für den Verkauf bestimmt waren die Porträts seiner Angehörigen. „Was er vermied, war die Schilderung der Sommergäste“, merkte Kanzenbach an.

„Wenn wir heute von Poppe Folkerts sprechen, sprechen wir von einem Kind dieser Insel“, betonte Bürgermeister Frank Ulrichs in seiner bewegenden Ansprache: „Er war ein Gestalter, ein Beobachter, ein Mitmensch – einer, der nicht nur das Meer kannte, sondern es verstand. Der nicht nur Boote malen konnte, sondern ihr Gewicht auf den Wellen spürte. Er war ein Segler, ein Vereinsgründer, ein Gesprächspartner, ein Anpacker. Er war, wie man auf Norderney sagt, een van uns. Vielleicht ist genau das der Grund, warum seine Bilder uns heute noch so nah sind: Weil sie nicht bloße Motive zeigen, sondern ein Lebensgefühl.“ Trotz seiner Reisen war Folkerts seiner Heimat tief verbunden. Er entwarf das heutige Norderneyer Stadtwappen und die Stadtflagge, war Mitbegründer des Heimatvereins und des Seglervereins. „Er hat jene Symbole geschaffen, unter denen wir uns bis heute versammeln, die uns als Gemeinschaft erkennbar machen – nach außen wie nach innen. Wer sich heute auf dem Wasser in einem Norderneyer Boot bewegt, trägt ein Stück seiner Vision mit. Seine Werke sind visuelle Archive eines Insellebens, das sich stetig verändert, aber nie seine Wurzeln verliert – was für ein Vermächtnis!“
Mit Einblicken in die private Seite des Seemalers schloss dessen Enkel Hajo Moroni die Reihe der Ansprachen ab. Moroni sprach zudem der Museumsleitung sowie der Kuratorin der Ausstellung Heidi Daniel seinen Dank für die große Unterstützung bei der Vorbereitung und Umsetzung aus.

Die Jubiläumsausstellung ist bis zum 14. März 2026 jeweils zu den Öffnungszeiten des Museums zu sehen.