Beitrag vom Donnerstag, 27. November 2025
Kurtheater: Rissbildung stoppen
Tiefe Risse ziehen sich durch die Außenfassade des Norderneyer Kurtheaters und an einigen Stellen löst sich der Putz. Kurzum: Das im Jahr 1894 erbaute Inseldenkmal hat gravierende Probleme, sodass sich die Stadtwerke in Absprache mit einem beauftragten Statiker, den Technischen Diensten der Stadt und dem Staatsbad Norderney zu einer umfassenden Sanierung schon ab dem kommenden Frühjahr entschieden haben.
Eine verstärkte Rissbildung hatten die Stadtwerke bereits im Jahr 2019 festgestellt und daraufhin den Giebel des Theaters vollständig neu aufbauen lassen. Doch die Risse im Mauerwerk haben noch eine weitere Ursache, erläuterten der Geschäftsführer der Stadtwerke Holger Schönemann und sein Technischer Leiter Ingo Lübben im Gespräch mit dem Norderneyer Morgen. Diese liegt unter dem Fußboden der Gänge, die zu den Eingängen in den Theatersaal führen, und zwar sowohl im Erdgeschoss als auch in der Zwischendecke. Dort sorgen zahlreiche quer zur Laufrichtung verlegte Doppel-T-Träger dafür, dass das gesamte Mauerwerk abgestützt wird und deren Enden jeweils in den Wänden eingelassen sind. „Diese Verbindung mit den Wänden würde man heute so nicht mehr machen, denn es handelt sich um normale Eisenträger und die sind im Laufe der Jahre korrodiert“, berichtete Lübben: „Das bedeutet, dass sich das mit unglaublicher Kraft ausdehnt und bewirkt, dass das ganze Gebäude sich anhebt und bewegt.“ Die Folge: Risse im Mauerwerk und im Putz. Insbesondere in der Kellerebene seien einige Träger bereits komplett korrodiert, andere in Teilen.
Sanierung in mehreren Schritten
Um dieses Problem zu beheben, sollen in einem ersten Schritt neue Träger mit U-Profilen unter die Kellerdecke gesetzt werden. Diese werden ebenfalls außen und innen ins Mauerwerk eingelassen, aber nicht direkt mit dem Mauerwerk verbunden, sondern in Auflagetaschen gelegt, so Lübben: „Dann haben wir wieder Statik hergestellt. Anschließend trennen wir die alten Träger vom tragenden äußerlichen Mauerwerk ab, entfernen die Korrosion, behandeln die Wand mit Grundierung und Rostschutz und schließen die Wand mit Sanierputz wieder zu. So können die alten Träger im Mauerwerk verbleiben, die neuen Träger übernehmen die Stützwirkung.“ Auf diese Weise können die Außenhülle und der Fußboden unangetastet bleiben.
Die Maßnahme soll in dem Zeitraum zwischen Karneval und Ostern 2026 durchgeführt werden. Wie zudem das Staatsbad auf Nachfrage bestätigte, kann der Veranstaltungsbetrieb während dieser Zeit bestehen bleiben, nur die lärmintensiven Arbeiten müssen intern abgestimmt werden. Die Kosten für diesen ersten Sanierungsschritt schätzt Schönemann auf rund 125.000 Euro.
Vorhaben über mehrere Jahre
Damit ist es aber nicht getan: In weiteren Schritten müssen auch die Träger unter der Zwischendecke zum Obergeschoss durch neue Träger abgelöst werden. „Die Erfahrungen, die wir auf der unteren Ebene gewonnen haben, werden wir in diese zweite Sanierungsphase mit reinnehmen“, erklärte Lübben: „Denn wie groß der Aufwand ist und was auf uns zukommt, wissen wir leider auch erst, wenn wir dabei sind.“ Die neuen Träger auf dieser Ebene sollen anders als im Keller senkrecht abgestützt werden, sodass zusätzlich auch die Verkleidung der Stützen und Arbeiten am Fußboden notwendig sein werden.
Doch auch damit nicht genug, berichtete Lübben: „Wenn wir diese beiden Maßnahmen durchgeführt haben, dann haben wir nur die Rissbildung gestoppt. Dann müssen wir uns an die Sanierung des Gebäudes machen und auch daran denken, das Dach zu erneuern.“ Schließlich soll auch noch eine Innensanierung erfolgen, in dessen Zuge auch ein großer Riss im Stuck über dem Theatersaal beseitigt werden wird.
„Das ist ein Vorhaben über mehrere Jahre hinweg“, betonte Schönemann. Wieviel die Maßnahmen insgesamt kosten werden, dazu könne er noch keine Zahl nennen „aber wir müssen möglicherweise in Richtung Millionen denken. (…) Wichtig ist erstmal, dass wir das Gebäude für die Zukunft sichern.“
Verfasst von Anja Pape
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