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Foto: Sykora

Beitrag vom Sonntag, 27. Juni 2021

Kümmererstelle: „Jemand, der Probleme findet“

Im Lebensraumkonzept der Stadt Norderney ist das Ziel formuliert, eine hauptamtliche sogenannte „Kümmererstelle“ einzurichten. Ein Thema, mit dem sich nun auch der Sozialausschuss befasst hat. So formulierte Bürgermeister Frank Ulrichs einleitend dazu, was die Person auf dieser Stelle künftig leisten müsse und welche Qualifikation nötig sei. Zusammengefasst geht es um die Betreuung und Koordination eines Begegnungszentrums. Dies allerdings existiert auf der Insel derzeit noch nicht, mit der Folge, dass das Haus der Begegnung immer in der Diskussion genannt werde, erklärte Ulrichs: „Man denkt sofort an das Haus der Begegnung, aber das ist ein Vereinshaus und lässt sich mit einem Begegnungszentrum einfach nicht vergleichen.“ Daher stelle es als Standort für eine Kümmererstelle nur behelfsweise eine Lösung dar.
Dort muss zudem eine Person sitzen, die ansprechbar ist und unterstützen kann, beispielsweise bei der Koordination von sozialen Aktivitäten und Serviceprozessen, wie bei Arztbesuchen, notwendigen Taxifahrten, Hilfe bei der Versorgung und Information.
Es geht aber, so der Bürgermeister, auch darum Neubürgerinnen und -bürger und Saisonangestellte zu unterstützen und so die Integration in die Gemeinde zu erleichtern oder eine Anlaufstelle für Ehrenamtliche zu sein.

Bereits Gespräche geführt

Der Bürgermeister hatte dazu bereits Gespräche mit dem Schulsozialpädagogen Thomas Schreiber aufgenommen, der gemeinsam mit seiner Kollegin Kathi Giebel die Organisation „Hol di toi“ gegründet hatte. Sie kümmern sich um die Alltagsbetreuung von Norderneyer Seniorinnen und Senioren und unterstützen beim Einkaufen und Putzen oder bei der Eingliederungshilfe für psychisch Erkrankte. „Das ist ganz ähnlich dem, was wir uns im Grunde vorstellen. Das heißt, wenn wir eine Kümmererstelle ins Leben rufen, könnte das eine spannende Ergänzung dazu und Fortführung sein“, so Ulrichs.
Die Arbeitsschwerpunkte müssten nach seiner Ansicht jedoch ausgeweitet werden. „Wir denken da an eine ambulante Sozialberatung. Gerade jetzt während der Pandemie hat sich gezeigt, dass viele Menschen mit Antragstellungen überfordert waren und es keine Ansprechpartner dafür gab. Als wir noch ein Sozialamt hatten, war dies dort Alltagsgeschäft“, so der Bürgermeister. Durchaus denkbar halte er deshalb so eine ambulante Sozialberatung. Auch die Menschen, die auf Norderney in Obdachlosenunterkünften untergebracht sind, benötigten diese Unterstützung.
Knapp über 20 Prozent der Norderneyer Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund, weiß Ulrichs. Diese Menschen und ihre Familien benötigten nicht nur sprachliche Unterstützung, vielmehr müsse man ihnen auch die Möglichkeit einer Integration bieten und nach seiner Auffassung gehe dies über Sprachangebote hinaus. Ulrichs: „So eine Stelle muss sich auch entwickeln und wachsen.“ Mit diesem Aufgabenspektrum und Anforderungsprofil käme der klassische Sozialarbeiter in Frage. „Das muss ein Mensch sein, der unterwegs ist, der vernetzt, der auf die Menschen zugeht und jemand, der Probleme findet“, betont Ulrichs.

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