Krabbenfischerei: „Müssen Dialog wieder aufnehmen

Beitrag vom Samstag, 06. September 2025

Krabbenfischerei: „Müssen Dialog wieder aufnehmen

Krabbenbrötchen und der Anblick der Fischkutter gehören für viele Inselgäste zum Urlaub dazu. Doch die Krabbenfischerei entlang der deutschen Nordseeküste sieht sich zum einen mit wirtschaftlichen Zukunftssorgen konfrontiert und zum anderen mit Vorwürfen, die Natur des Wattenmeers zu schädigen.
Im Rahmen ihrer Jahresversammlung im schleswig-holsteinischen Dithmarschen hat sich daher die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (Sdn) Ende August mit diesem Thema befasst. Als Dachverband für rund 200 Kommunen, Landkreise, Institute, Verbände und Naturschutzvereine engagiert sich die Sdn nach eigenem Verständnis „sachlich und parteiübergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum.

Thünen-Institut: „Umweltauswirkungen gering“

„Zur sachlichen Klärung der oft emotional geführten Diskussion hatte die Sdn den Direktor des Thünen-Instituts für Seefischerei Dr. Gerd Kraus, eingeladen, aktuellste Forschungsergebnisse sowohl zu den Umwelteinflüssen als auch den Zukunftsaussichten der Krabbenfischerei in der deutschen Nordsee vorzustellen“, berichtet die Schutzgemeinschaft im Nachgang des Treffens: „Er erklärte der Versammlung, dass die gegenwärtige Krabbenfischerei, soweit messbar, nur sehr geringe und kurzfristig umkehrbare Auswirkungen auf den Meeresboden habe. Es gäbe somit keinen Grund, sie aus dem Wattenmeer auszuschließen. Allerdings würde es gerade für kleine Familienbetriebe zukünftig immer unsicherer. Sie seien langfristig gefährdet, wenn ihre Flotte sich weiter radikal verkleinere sowie Hafen- und Vermarktungs-Infrastrukturen sich monopolisierten oder gar wegbrächen.“ Die Gesellschaft müsse sich daher entscheiden, was sie bekommen möchte. Laut Kraus müssten sich die Krabbenfischer einem Strukturwandel stellen, von neuen Ko-Nutzungskonzepten bis zur Kapazitätsanpassung.
Ebenfalls bei der Versammlung anwesend waren zahlreiche Krabbenfischer, so die Mitteilung: „Eine Fischereivertreterin macht deutlich, die Krabbenfischerei sei einfach Teil ihrer Identität. Zudem biete sie aber auch Tradition für die Nordseeküste und sei als Tourismusmagnet für Küstengemeinden und lokaler Gastronomie von außerordentlich hohem Wert.“

Familien- oder Großbetriebe?

Alle Anwesenden sind sich laut Sdn einig, dass der vor kurzem abgebrochene Dialog zu den Zukunftsthemen wieder aufzunehmen ist. Deren Vorsitzender Gerd-Christian Wagner kommt zu dem Schluss: „Fischereiliche Familienbetriebe müssen mit dem Schutz der marinen Lebensräume Hand in Hand gehen, denn sie wissen, dass davon ihre Existenz abhängen könnte. (…) Als Fachkundige bemerken sie negative Umwelt-Veränderungen tagesaktuell sowie großflächig. Und sie hätten wohl keine Scheu, das öffentlich zu machen. Verschwänden sie aber, würden vermutlich regional nicht verwurzelte Großbetriebe nachrücken und einen deutlich größeren Umwelteinfluss ausüben.“