Ulrichs zum Krankenhaus: „Müssen in den nächsten Monaten improvisieren“

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Beitrag vom Samstag, 29. April 2023

Inselkrankenhaus sieht Schließung des Norder Krankenhauses kritisch

In der Aufsichtsratssitzung der Trägergesellschaft Kliniken Aurich-Emden Norden wurde die Umwandlung des Standorts Norden in ein Regionales Gesundheitszentrum beschlossen. Der Betrieb des Klinikums als Grund- und Regelversorger sei aufgrund der nicht mehr zu besetzenden Stellen im ärztlichen Dienst und dem daraus resultierenden hohen Honorararzt-Einsatz nur noch zeitlich befristet aufrechtzuerhalten, begründet die Trägergesellschaft diesen Schritt. Als frühstmöglicher Termin für eine Umwandlung wurde vom Aufsichtsrat der 1. Juli 2023 beschlossen. Der Aufsichtsrat habe dazu ein Konzept erarbeitet, um weiterhin eine medizinische Versorgung in Norden zu gewährleisten, das sowohl der Aufsichtsratsvorsitzende und Auricher Landrat Olaf Meinen, als auch der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff begrüßen, teilte die Trägergesellschaft mit. Das Konzept des Regionalen Gesundheitszentrums am Standort Norden sieht unverändert den Betrieb der Psychiatrie vor. Im Zentrum der somatischen Versorgung soll demnach eine Notfallversorgungseinheit stehen, „die wie bisher schwerpunktmäßig die unzureichende ambulante Notfallversorgungslinie in der Region stärkt“, heißt es weiter. Zugleich werde eine internistische Kurzliegerstation mit 25 Betten etabliert, die durch Zuweisungen von lokalen Niedergelassenen über den verantwortlichen Arzt belegt werden kann. In diesen Betten sollen weiterhin die etablierten Leistungen der Palliativmedizin sowie der Schmerztherapie erbracht werden. Darüber hinaus werde angestrebt, ein ambulantes OP-Zentrum zu betreiben, in dem auch die chirurgischen Kollegen aus Emden und Aurich ihre Patienten behandeln werden. Der Standort Norden wurde zudem als einer von bundesweit sechs Klinikstandorten für die Teilnahme am Modellprojekt Stat-A-Med ausgewählt, das eine kurzstationäre, allgemeinmedizinische und interdisziplinäre Versorgung bei akutem Behandlungsbedarf bieten soll.

Große Bedeutung für die Insel

Das Norderneyer Krankenhaus steht der Entwicklung kritisch gegenüber und sieht in einer Umstrukturierung und damit Schließung des Norder Krankenhauses eine große Bedeutung für das Norderneyer Krankenhaus und seine Patienten, da die Leistungen eines Regionalen Gesundheitszentrums deutlich geringer als die eines Krankenhauses sind, teilte die Geschäftsführung des Inselkrankenhauses auf Nachfrage mit.

Überlastung der intensivmedizinischen Kapazitäten

Das hiesige Krankenhaus geht von einer schwierigeren wohnortnahen Versorgung der Patienten aus: „Das Norder Krankenhaus war für uns häufig erster Ansprechpartner, wenn es um die Verlegung kritisch kranker Patienten und die Notwendigkeit einer vollumfänglichen intensivstationären Versorgung ging. Nicht nur während der Pandemie, auch außerhalb dieser Zeit waren die intensivstationären Kapazitäten am Festland häufig überlastet. Das hatte nicht selten unmittelbar zur Folge, dass Patienten in deutlich weiter entfernte Krankenhäuser verlegt werden mussten, um diese adäquat versorgen zu können. Wir können uns nicht vorstellen, dass die beiden nächstgelegenen Krankenhäuser in Emden und Aurich im Augenblick die intensivstationären Kapazitäten vollumfänglich übernehmen oder ersetzen können.“

Höherer Aufwand und Schwierigkeiten einer zeitnahen Diagnostik

Insgesamt erwartet das Inselkrankenhaus durch die Schließung des Norder Krankenhauses in der Region weniger Intensivkapazitäten und rechnet künftig mit deutlichen Erschwernissen bei der Suche nach einem freien Intensivbett: „Es ist weiterhin damit zu rechnen, dass mehr hiesige Patienten in weiter entfernten Kliniken behandelt werden müssen. Durch den Wegfall der Norder Krankenhausleistungen werden auch die Möglichkeiten der zeitnah verfügbaren Diagnostik und Therapie reduziert und zeitnah erforderliche erweiterte Röntgendiagnostik, wie beispielsweise CT, werden nur noch mit Einschränkung zur Verfügung stehen“, heißt es auf Nachfrage. Im Inselkrankenhaus rechnet man daher mit einem höheren organisatorischen Aufwand. Patientenströme vom Festland nach Norderney erwartet die Krankenhausleitung jedoch nicht.

Psychiatrische Klinik besonders wichtig

Nach aktuellen Planungen der Trägergesellschaft des Norder Krankenhauses soll die psychiatrische Klinik bestehen bleiben. Dazu heißt es aus dem Norderneyer Krankenhaus: „Falls die Versorgung stationärer psychiatrischer Patienten ad hoc fehlen sollte, mündet dies in eine katastrophale Situation, insbesondere falls keine ausreichenden Kapazitäten geschaffen werden können. Für psychiatrische Patienten von der Insel sind die Kollegen des Norder Krankenhauses erster und einziger Ansprechpartner.“

Ob und inwieweit ein „Regionales Gesundheitszentrum“ die verlorenen Strukturen auffangen kann, scheine zumindest fraglich, so die Mitteilung.
Uwe Peters, Geschäftsführer des Norderneyer Krankenhauses, erklärt dazu: „Wir stehen selbstverständlich gerne mit unserem ärztlichen Fachpersonal bereit, eine höhere Anzahl an Patienten zu versorgen. Bei notwendigen Verlegungen erkundigen wir uns über die Regionale Leitstelle Ostfriesland nach Aufnahmekapazitäten in der jeweiligen Fachrichtung. Mit diesen Kliniken wird vorab der Patient oder die Patientin telefonisch angemeldet.“