Beitrag vom Montag, 13. März 2017
Fast schon künstlerisch
Sie planen, entwerfen, zeichnen und messen – die Bauzeichnerinnen und Bauzeichner. Ohne diese qualifizierten Fachleute können weder Häuser, Brücken, Straßen oder andere Bauwerke gebaut werden. Ohne deren Zeichnungen wären Wände schief, Brücken zu kurz oder Straßen zu schmal.
Bei den Technischen Diensten (TDN) wird hauptsächlich in den Bereichen Sanierungen von Gebäuden, Straßen- und Kanalarbeiten gearbeitet. Neubauten kommen seltener vor, weiß die Bauzeichnerin in Ausbildendung Anna Elling.
Mit Architekten und Bauingenieuren arbeiten Bauzeichner eng zusammen und erstellen nach deren Entwurfsskizzen Grundrisse sowie Bau- und Detailzeichnungen.
Neben der zeichnerischen Arbeit stellen die Bauzeichner zudem fachspezifische Berechnungen an. So ermitteln sie unter anderem den Bedarf an Baustoffen und erstellen Stücklisten.
Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die 21-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr zur Bauzeichnerin und lernt, wie sie selber sagt, ihren Traumberuf. Als im Alter von elf Jahren ihr Elternhaus in Uplengen erst abgerissen und dann neu gebaut wurde, war es um sie geschehen, erzählt die Auszubildende mit einem Lächeln. Schon damals war sie ständig auf der Baustelle und hat den Arbeitern über die Schulter geschaut. Und sie fing an zu zeichnen. Erst kleinere Bilder, dann habe sie ganze Dörfer skizziert. Die Mappe voller Zeichnungen hat sie immer noch, schmunzelt Elling.
Kreativ und künstlerisch
Das Tolle an dem Beruf sei, dass man einerseits kreativ und fast schon künstlerisch tätig sein könne und andererseits nicht nur im Büro sitze. Jeden Tag gehe sie auf die laufenden Baustellen und mache Fotos vom dortigen Fortschritt oder auch mal vom Schuttcontainer. Alles zur Dokumentation, erklärt die Auszubildende.
Am Anfang sei es ein komisches Gefühl gewesen, auf der Straße was abzumessen und dabei von Fußgängern oder Bauarbeitern beobachtet zu werden, so Elling.
Die Hochsaison der Bauplaner beginnt vor der eigentlichen Bausaison. Auf der Insel beginnt diese im Oktober. Etwa im Juni erfolgen die ersten Ausschreibungen, weiß Elling. Ihre Lieblingsaufgabe in diesem Beruf sei eindeutig das Zeichnen. Mit einem speziellen Computerprogramm ist nach einigen wenigen Arbeitsschritten ein Haus mit Fenstern und Türen und sogar einer Inneneinrichtung zu sehen. Und das sogar als 3D-Ansicht, demonstriert Elling am Computer.
Bei der Ausbildung zum Bauzeichner können sich die Auszubildenden je nach Firma zwischen drei Bereichen entscheiden: Tiefbau, Ingenieurbau und Hochbau/Architektur. Letzterer ist der Hauptbereich. Beim Tiefbau geht es hauptsächlich um Straßen, beim Ingenieurbau vor allem um die Statik eines Gebäudes und um anspruchsvolle Bauten, wie zum Beispiel Brücken.
Talent sollte da sein
Im ersten und zweiten Ausbildungsjahr werde in der Berufsschule auch noch mit der Hand gezeichnet. Sogar bei der Zwischenprüfung musste sie zwei Zeichnungen per Hand machen, erzählt Elling. „Dafür braucht es auch ein wenig Talent.“ Das scheint die 21-Jährige zu haben, denn sie bekam bei der Zwischenprüfung die Note eins. Die ersten beiden Jahre seien locker gewesen. Im dritten Ausbildungsjahr sei es schon schwieriger. Jetzt gehe es mehr ins Detail. Elling beschreibt sich selbst als sehr ehrgeizig und setzt sich zeitweise auch unter Druck.
Zudem seien ein sehr gutes räumliches Vorstellungsvermögen und gute Noten in Mathematik und Physik Voraussetzungen für diesen Beruf, hebt Elling hervor.
Zur Berufsschule muss die Auszubildende nach Aurich. Im ersten Ausbildungsjahr waren es zwei Tage pro Woche, im zweiten und dritten Ausbildungsjahr ist es nur noch ein Tag pro Woche.
Neben allgemeinen Fächern, wie Deutsch und Politik, gibt es Lernfelder. Dabei läuft der Unterricht wie der Bau eines Hauses ab: von unten nach oben, vom Fundament bis zum Dach. Im dritten Ausbildungsjahr wird ein kompletter Innenausbau geplant, erklärt Elling das Schulprinzip. Am 16. Mai beginnen für Anna Elling ihre Abschlussprüfungen. Diese sind aufgeteilt in einen schriftlichen, einen zeichnerischen und einen mündlichen Teil. Schon jetzt nutzt die Auszubildende jede Gelegenheit, um den Schulstoff der vergangenen Jahre zu lernen. Ihr Ehrgeiz verlangt nach einer guten Note.
Theorie und Praxis
Die Theorie und das in der Schule erlernte Wissen werden zudem bei der TDN noch einmal durchgesprochen. Einmal pro Monat müssen die Auszubildenden ein Referat über Schulthemen verfassen und es bei ihrem Ausbilder Mike Dreesch abgeben. Diese Referate werden dann gemeinsam besprochen. Manchmal stimme die gelernte Theorie nicht ganz mit der Praxis überein. „Dann sprechen wir darüber“, sagt Elling und findet dieses gut. Nach ihrer Ausbildung möchte sie eventuell Freiraumplanung studieren. Genaues wisse sie aber noch nicht.
Verfasst von Sabine Sykora
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