Beitrag vom Dienstag, 01. Juli 2025
Busbetrieb schrieb erstmals rote Zahlen
Die Reederei Norden-Frisia hat mit ihrem Busbetrieb Peter Tjaden Nahverkehr im vergangenen Jahr erstmals ein Defizit erwirtschaftet. Das Minus belief sich auf 314.000 Euro, wie Vorstandschef Carl-Ulfert Stegmann auf der Hauptversammlung der Aktionäre in Norddeich mitteilte. Stegmann führte die Verluste auf die Probleme mit dem Deutschland-Ticket zurück. Die Frisia-Tochter hatte das bundesweite Nahverkehrsticket zunächst nicht anerkannt, da sie nach eigenen Angaben als privatwirtschaftliches Unternehmen ohne staatliche Zuschüsse operiert und in der Hauptsache nur Touristen befördert.
Nach einer Niederlage vor Gericht ist das Unternehmen nun verpflichtet, das Deutschland-Ticket zu akzeptieren. Als Kompensation erhält Frisia für das laufende Jahr Ausgleichszahlungen auf Basis des erfolgreichen Geschäftsjahres 2019. Zudem wurden nun auch die beantragten Preiserhöhungen genehmigt.
Stegmann übte in seiner Rede vor den gut 230 Aktionären scharfe Kritik an der Einführung des Deutschland-Tickets: „Man kann sich verwaltungstechnisch nur wundern, wie schlecht die Einführung des Deutschland-Tickets seitens der Bundesregierung seinerzeit vorbereitet worden ist.“ Er kritisierte zudem eine Tendenz zur Verstaatlichung des öffentlichen Personennahverkehrs (Öpnv): „Es ist stark erkennbar, dass nahezu der gesamte Öpnv in Deutschland nur noch aus quasi staatlichen Busbetrieben bestehen soll und private Betreiber auch nicht mehr gewollt sind. Ziel ist es dann, über Umlagen, Zuschüsse und Umverteilungsschlüssel die Staatswirtschaft allgegenwärtig aufzubauen“, bemängelte Stegmann. „Diese staatliche Gängelung wird meiner Meinung nach nur weitere Innovationen behindern“, so der Vorstandschef weiter.
Diese Einflussnahme führte nach Angaben von Stegmann dazu, dass „auch große private Investitionsentscheidungen, wie beispielsweise in eine Elektrobus-Flotte aufgrund dieser unsicheren politischen Rahmenbedingungen nicht mehr zu rechtfertigen sind.“
Der Frisia-Vorstandschef bedauerte insbesondere die Einstellung des digitalen Ruf-Bus-Konzepts „Mooev“ im vergangenen Jahr. Der Service hatte sich auf der Insel nach seinen Angaben „sehr gut etabliert“. Auch hier habe der Regulator jedoch die Anerkennung des Deutschland-Tickets gefordert, was aus finanziellen Gründen zur kompletten Betriebseinstellung führte.
Verfasst von Anja Pape
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