Betten zählen und Bürokratie

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Beitrag vom Samstag, 10. Mai 2025

Betten zählen und Bürokratie

Eine gute Buchungslage für die ersten Monate in 2025 durfte Kurdirektor Wilhelm Loth in seinem Bericht im Rahmen der Sitzung des städtischen Wirtschaftsausschusses verkünden. Mehr als 847.000 Übernachtungen und knapp 36.000 Tagesgästen verzeichnete das Staatsbad in den Monaten Januar bis einschließlich April, was einem Plus von acht und elf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, wobei schon durch die Verschiebung der Feiertage die Zahlen nur bedingt vergleichbar sind.

„Das Feedback der Hoteliers ist deutlich besser als das der Ferienwohnungen“, so Loths Einschätzung: „Sicherlich hat das gute Wetter im Februar und März dazu beigetragen, dass viele kurzfristige Besucher da waren.“

Zwar habe er Gespräche mit unterschiedlichen Anbietern geführt und „ich habe das Gefühl, dass nicht wenige sagen, es ist weniger als im Vorjahr“, so Loth: „Die Zahlen, die wir haben, sagen deutlich etwas anderes. Es wäre interessant zu wissen, wie viele Betten wir tatsächlich auf Norderney haben, ob es mehr geworden sind in den letzten Jahren. Sie werden weder gezählt noch überprüft und ich halte das für außerordentlich schwierig. Wir wollen uns aufstellen für die Zukunft, wissen aber noch nicht mal, wie groß oder klein unser Angebot überhaupt quantifiziert ist.“

App und bargeldlos gut angenommen

In seinem Bericht ging der Kurdirektor auch auf aktuelle Projekte des Staatsbades ein. Mit über 5.000 Downloads ging zum Monatsanfang die Norderney-App erfolgreich an den Start, über die auch Fährtickets und der Gästebeitrag gebucht und bezahlt werden können. Vierzig Prozent unserer Gästebeiträge werden schon jetzt tatsächlich digital im Vorfeld gezahlt, etwa über die staatsbadeigene Webseite: „Das sind Gelder, die wir im Frühjahr haben und nicht mehr wie sonst immer dann, wenn der Gast auf der Insel ist. Digitalisierung, egal wie man dazu steht, ist ein wichtiges wirtschaftliches Thema.“

Ebenfalls „im Großen und Ganzen gut angenommen“ wird laut dem Kurdirektor die Umstellung des Staatsbades auf die weitgehend bargeldlose Zahlung seiner Angebote.

Bürokratische Hürden

In der Planung ist das Staatsbad derzeit für eine Photovoltaikanlage auf dem ehemaligen Freibadgelände am Weststrand, für das das Unternehmen einen Förderantrag gestellt hat. Zudem ist für dieses Jahr die Aufstellung von mobilen Arbeitsstätten, sogenannten „Work Spaces“, in Form von Tiny-Häusern vorgesehen.
Loth wandte sich in seinem Bericht zudem direkt an Jelto Müller, der als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Landkreises Aurich, der ebenfalls an der Sitzung teilnahm und die Arbeitsbereiche seines Unternehmens vorgestellt hatte, um ihn auf hohe zeitliche Verzögerungen und Schwierigkeiten in Genehmigungsverfahren hinzuweisen.

Loth: „Wir stellen fest, dass es für uns immer schwieriger wird, Maßnahmen in der Umsetzung aufgrund hoher bürokratischer Hürden hinzubekommen. Dieses Thema behindert uns nicht nur, sondern verhindert mittlerweile auch viele Dinge. Wir liegen bei einem Bebauungsplan für die Strände bei drei Jahren, wo eigentlich der Ansatz sein soll, eine vernünftige Flexibilität hinzubekommen, damit man eben nicht mehr Sand ständig von A nach B schieben muss. Dieses Sandaufschütten müssen wir uns dadurch, dass der B-Plan drei Jahre dauert, jedes Jahr neu genehmigen lassen mit irgendwelchen gutachterlichen Tätigkeiten, die einen Haufen Geld kosten. Ich muss für zwei Tiny Spaces, die sogar Räder haben, über zwei Jahre einen Bauantrag stellen und auch für eine Silvesterfeier, weil ich dort in einem Veranstaltungszentrum mehr Menschen habe als im Rest des Jahres. Dann frage ich mich: Wozu soll das gut sein?“

Dieser bürokratische Alltag verhindere ein effizientes Arbeiten „und dass man Dinge auch irgendwann mal vom Tisch kriegt“, so der Kurdirektor weiter: „Auch wird immer per se unterstellt, dass man irgendwas gegen die Regeln tun möchte und deshalb wirklich bis in die kleinste Kleinigkeit hinein kontrolliert und überprüft. Man verliert ein kleines bisschen Lust für Innovationen und dazu, Dinge neu zu denken. Ich weiß, dass das auch in vielen anderen Destinationen mittlerweile ein riesiges Thema ist. Es wird Zeit, dass sich die Orte mit diesem Thema auseinandersetzen.“

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