Beitrag vom Montag, 18. Dezember 2023
90 Jahre Bodenstab: „Das war früher Knochenarbeit“
Als Wilhelm Becker, Großvater des heutigen Seniorchefs Alfred Bodenstab, am 16. Oktober 1933 mit einem Handwagen und einem Mörtelkübel in der Halemstraße 4 das Bauunternehmen gründete, stand der Krieg noch bevor. Damals arbeitete Becker an der Hausaufstockung des heutigen Hotel Friese. Knapp drei Jahre später waren zeitweilig bis zu 48 Mitarbeiter in dem Unternehmen beschäftigt. Mit ihrer Hilfe entstanden unter anderem die Wehrmachts- und Kasernengebäude an der Mühlenstraße und in der Nordhelmsiedlung und zwar ohne Maschinen. Steine und Mörtel wurden auf der Schulter die Baumgerüste hinaufgeschleppt. Dabei bestand ein Gerüst aus rund zehn Meter langen Baumstämmen, die vergraben und mit Querbalken und Brustwehr verstärkt wurden. „Das war früher Knochenarbeit“, erinnert sich Alfred Bodenstab: „Die Stämme gingen per Handwagen zur Baustelle – auf jedem Handwagen zehn bis 15 Stämme“. Sein Sohn, Juniorchef Andreas Bodenstab, weiß: „Früher haben wir alles gemacht: vom Mauern, Putzen, Fugen, Fußboden und Dachdecken“, zählt er auf, „heute gibt es für alles eine Firma: Fugfirmen, Betonbaufirmen, Gerüstbaufirmen“. Noch 1939 arbeiteten im Schnitt 30 Mitarbeiter bei Bodenstab. Während des Krieges musste das Unternehmen mit deutlich weniger Arbeitskraft auskommen. 1945 gab es noch einen Mitarbeiter. 1962 übergab Becker das Unternehmen an seinen Enkel Alfred Bodenstab, und es folgten mit rund zwanzig Mitarbeitern mehrere Aufträge in der Südhoffstraße und Südstraße. 1968 erfolgte der Grundstückskauf im Gewerbegelände auf dem 1972 und 1973 der heutige Firmensitz entstand. Bereits vier Jahre danach folgte der Bau der Halle. Dort finden die Maschinen und Fahrzeuge Platz, ohne die es heute nicht mehr geht: drei Bullies, ein Lastwagen, ein Caddy und die Baumaschinen. Sie kommen auf drei Mitarbeiter und einen Büromitarbeiter. Einer von ihnen ist Karl Heinz Wolbergs, der am 30. November nach 38 Jahren im Betrieb und 15.200 Fährfahrten in den Ruhestand gegangen ist.
Schließlich entwickelte sich aus dem Allrounder für Bau ein Unternehmen, das sich vor allem auf Modernisierung und Instandsetzung von Gebäuden spezialisiert hat. Der Wiederaufbau des Uhrenturms der Grundschule war eines der spannenden Projekte: Hier wurden sogar die Steine nummeriert, um den Turm originalgetreu wiederherzustellen. Die Mitarbeiter kommen heute allesamt vom Festland und ohne sie gehe es nicht. Das habe auch die Pandemie gezeigt. Es könnten gut noch mehr sein, sagt Andreas Bodenstab, denn auch nach 90 Jahren ist immer noch genug Arbeit da.
Verfasst von Anja Pape
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