Unterwegs mit den Bewohnern

„Da war ich schon zehn Jahre nicht mehr“, freute sich To-Huus-Bewohnerin Hella Krapp, als Hermann Lind mit ihr und seinem Rollstuhlfahrrad durch die Siedlung fuhr. Lind war bis 1990 als Pfleger im Altenheim beschäftigt und ist seit einigen Jahren als Alltagsbegleiter bei der Sander-Pflege angestellt. Das Fahrrad, an dem vorne ein Rollstuhl befestigt ist, hat er auf einer Verkaufsplattform im Internet gesehen und dachte: „Das muss ich haben.“
Nach kurzer Bedenkzeit „schlug er zu“ und kaufte das gebrauchte Gefährt für 500 Euro. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit“, begründet Lind den Kauf mit seinem privaten Geld, dass er sich von seiner Rente und dem Nebenverdienst zusammengespart hatte.
Er hänge sehr an den Bewohnerinnen und Bewohnern und habe sich schon immer ehrenamtlich im Seniorenbereich engagiert, erzählt der Norderneyer, der jahrelang Vorsitzender des Sozialverbands VdK auf Norderney war. Im To Huus sei er jeden Tag, auch um sich um seinen Partner zu kümmern. Gemeinsam mit dem Hausmeister der Einrichtung, Andreas Melles, fuhr Lind in die Nähe von Varel, um das rote Rad mit dem gelb-blauen Rollstuhlaufbau abzuholen. Etwa seit fünf Wochen ist das Rad nun in seinem Besitz und seitdem hat er schon einige Touren mit den Bewohnerinnen und Bewohnern unternommen. Die Fahrten gehen durch den Ort, die Siedlung oder den Kleingarten und können auch mal länger dauern, erzählt der gebürtige Norderneyer. Aber nicht, weil die Strecken lang sind oder er langsam fährt, vielmehr begegnen ihnen unterwegs viele Bekannte. „Da wird dann geschnackt“, lacht Lind und: „Alle hatten so viel Spaß und wollen wieder mitfahren.“ Hermann Lind hat einen Faible für solche Räder und auch für Elektrorollstühle, wie er selbst einen aufgrund seiner Erkrankung fährt. So liege es nahe, dass er den To-Huus-Bewohnern den Umgang mit den E-Rollstühlen zeigt, wenn diese einen von der Krankenkasse bekommen. Er sei so was wie der Fahrlehrer beim To Huus, schmunzelt Lind.