Beitrag vom Donnerstag, 20. Juni 2024
Reederei sieht sich „gut auf Kurs“
Die neuen Schiffe der Reederei „Meine Fähre“ sind noch längst nicht auf der Insel angekommen, trotzdem waren sie schon das zweite Jahr in Folge Thema auf der Aktionärsversammlung der alteingesessenen Reederei Norden-Frisia, die im Haus des Gastes in Norddeich stattfand. Frisia-Vorstand Carl-Ulfert Stegmann schwor die 270 anwesenden Aktionäre auf den baldigen Konkurrenzkampf ein.
Schon jetzt sei reichlich Kapazität auf den Fähren für den Fahrzeugtransport vorhanden. „Da auch ohne die zusätzlich in den Markt eintretende Fähre immer alle Personen und Pkw nach und von Norderney befördert werden konnten, muss es in der Logik einen Verdrängungswettbewerb geben“, führte Stegmann aus: „Darauf bereiten wir uns vor und werden dann zu gegebener Zeit geeignete Maßnahmen ergreifen. Und das kann natürlich dazu führen, dass wir unsere Dienstleistungsangebote und Kapazitäten anpassen müssen.“ Um darüber hinaus leere Fahrzeugflächen auf den Fähren zu vermeiden, sollen Gäste künftig bei Reservierungen weniger bezahlen müssen als bei spontanen Fahrten.
Für das vergangene Geschäftsjahr 2023 attestierte der Vorstand dem Unternehmen ein „gutes Kerngeschäft“ mit stabilen Beförderungs- und Umsatzzahlen auf hohem Niveau.
Die Zahl der Beförderungen im Norderney-Verkehr lag mit 2.150.618 Personen um 0,4 Prozent niedriger als im Vorjahr. Im Tagestourismus nach Norderney wurden 6,6 Prozent weniger Personen befördert, was sich in etwa mit den zum Jahresanfang durch das Staatsbad veröffentlichten Übernachtungszahlen deckt. Die Pkw-Beförderungen nach Norderney gingen um 1,1 Prozent auf 166.952 Einheiten, die Lkw-Beförderungen um sieben Prozent auf 29.070 Einheiten zurück. Die Kfz-Einstellungen auf den Reederei-eigenen Parkplätzen in Norddeich erhöhten sich um vier Prozent auf 947.642.
Einen deutlichen Anstieg verzeichnet die Reederei im Bereich der Expressschiffe und Wassertaxen, insbesondere im Juist-Verkehr, berichtete Stegmann: „Mit unseren eigenen Inselexpress-Schiffen nach Juist haben wir 45.293 Personen im letzten Jahr befördert, das entspricht einer Steigerung von rund 64 Prozent.“ Zum ersten Mal habe der Reederei-Konzern mehr Gäste per Schnellschiff nach Juist gebracht als mit den Fliegern der eigenen Fluggesellschaft. „Wir merken, dass die Nachfrage nach schnellen Transfers zu den Inseln gewollt ist und haben deshalb mit der Investition in ein weiteres Expressschiff für 48 Personen reagiert. Das neue, zusätzliche Schiff wird zur Saison 2025 den Verkehr nach Juist und gelegentlich auch Norderney aufnehmen.“
Mit den Express-Fähren machte die Reederei aber auch zunehmend der Frisia Luftverkehr (Fln) Konkurrenz, die zum 31. Mai 2024 rund zwanzig Prozent weniger Fluggäste verzeichnete als im Vorjahr. Stegmann bemängelte zudem, dass die Anbindung des Juister Flughafens durch die Pferdekutschen zunehmend schlechter werde.
Unter diesen Bedingungen könne er nicht ausschließen, dass die FLN ab dem Jahr 2026 den Linienflugverkehr zur Insel Juist einstellen muss. Im Rahmen seines Lageberichts berichtete Stegmann, dass der im Bau befindliche E-Katamaran aufgrund von Lieferschwierigkeiten zwei Monate im Verzug ist, aber ab dem kommenden Herbst den Betrieb aufnehmen soll. Künftig soll es zudem für Gäste möglich sein, den Kurbeitrag für Norderney auch über die Buchungsplattform „Frisonaut“ zu bezahlen. Die Reederei ist dazu in Abstimmung mit dem Staatsbad.
Insgesamt schließt die Reederei das Geschäftsjahr 2023 mit einem Jahresüberschuss in Höhe von rund sieben Millionen Euro ab.
Die Aktionäre können sich laut Abstimmung über eine Dividende von 20 Euro pro Aktie sowie eine Sonderzahlung von zwei Euro pro Stückaktie freuen.
Verfasst von Dorothee Linke
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