Beitrag vom Donnerstag, 01. Februar 2024
Familienhotel statt 5 Sterne
(dol) – Ein Familienhotel soll es werden, durchlässig, familiär und nachhaltig – so präsentierten die Brüder Marc und Jens Brune am gestrigen Mittwochabend ihre Pläne für den Hotelneubau „LUV Norderney“, das auf dem ehemaligen Kurmittelgelände an der Weststrandstraße entstehen soll. Ebenfalls mit dabei war Johannes Aderholz, Geschäftsführer des Bremer Stadtentwicklungsunternehmens „Überseeinsel“, das sich das Unternehmen Brune als Projektpartner hinzugeholt hat.
Zur Vorstellung der Pläne platzte der Weiße Saal des Conversationshauses aus allen Nähten, denn trotz der Norderneyer Winterferien hatten sich mehr als 250 Interessierte den Termin nicht entgehen lassen. Die Leiterin des Norderneyer Bauamts führte die Veranstaltung, bei der zunächst das Hotelprojekt selbst und anschließend der dazugehörige Bebauungsplanentwurf vorgestellt wurden.
Der Entwurf sieht einen L-förmigen Baukörper vor. Auf drei Etagen soll das Hotel Platz für 99 Zimmer und Suiten für Hotelgäste bieten sowie 13 Mitarbeiterwohnungen, einen Spa-Bereich, einen Fitnessbereich, ein Restaurant, eine begrünte Dachterrasse mit Bar sowie eine Geschäftszeile für ein Café und einen Spa-Shop. Im Untergeschoss sind eine Tiefgarage mit 22 PKW-Stellplätzen und eine unterirdische Verbindung zum Badehaus geplant. Im süd-westlich gelegenen Außenbereich sind ein Außenpool für den Spa-Bereich und eine Grünanlage geplant. Dabei wird das Hotel nicht höher sein als die umliegenden Bauten wie das Badehaus und das Conversationshaus. Auf dem Dach ist die Installation einer Solaranlage auf einer Fläche von über 650 Quadratmeter vorgesehen, zudem ist die Installation eines passiven Kühlsystems mit Erdkälte geplant, sodass auf Klimaanlagen in den Räumen verzichtet werden kann. Gebaut wird zudem im Hinblick auf die Energieeffizienz nach KfW-40-Standard. Durch breite Durchgänge im Erdgeschoss sollen nicht nur die Hotelgäste, sondern auch Besucherinnen und Besucher den Gartenbereich erreichen können und der gesamte Hotelbereich somit offen gestaltet „und durchströmt sein von den Gästen, die auf der Insel Urlaub machen und von den Menschen, die auf der Insel leben“ so Marc Brune. Überhaupt solle sich das Hotel nicht vom Rest der Insel abschotten, sondern sich zur Stadt hin öffnen.
Geht es nach den Investoren, soll der Baubeginn noch im Jahr 2024 erfolgen. Dies hängt jedoch davon ab, ob die Bauleitplanung rechtzeitig abgeschlossen ist und ob durch die Öffentlichkeitsbeteiligung noch Änderungen eingearbeitet werden müssen.
Die Anwesenden verfolgten die rund anderthalbstündige Präsentation aufmerksam, hielten sich in der anschließenden Fragestunde jedoch weitgehend zurück. Nachfragen kamen hier vor allem durch eine Vertreterin und einen Vertreter der Norderneyer BUND-Ortsgruppe, die sich auf die Aufrechterhaltung der Grundwasserqualität durch die Erdkältenutzung und um die Vermeidung von Vogelkollisionen mit den breit angelegten Glasfronten bezogen. Zu letzterem berichtete Aderholz, dass sein Unternehmen durch ein Stadtentwicklungsprojekt in Bremen bereits mit dem dortigen BUND hierzu in Kontakt stehe. Grünen-Ratsherr Ronny Aderhold wollte wissen, auf welcher Grundlage die Investoren Brune mit der Zustimmung der Norderneyer Bevölkerung für das Hotelprojekt rechne. Hierzu verwies Marc Brune auf die tiefe Verbindung seiner Familie zur Insel, auf der das Unternehmen Brune zudem einer der größten Arbeitgeber sei. „Außerdem ist der Bau ja alternativlos“, so Brune weiter: „denn es wäre ja nicht so, dass alternativ nicht gebaut worden wäre, sondern dann mit höherer Verdichtung und einer größeren Bettenanzahl.“ Dies sei schon im Hinblick auf das Lebensraumkonzept für die Insel nicht gewollt. Zu dieser Anmerkung gab es anerkennenden Applaus durch die Anwesenden.
Auf die Frage von Ratsherr Christian Budde (FWN), wie es mit der Gewinnung von Personal für das Haus aussehe, verwies Brune auf die Bemühungen des Unternehmens, den Bestand an Mitarbeiterwohnungen weiter auszubauen, formulierte aber auch die Bitte an die Norderneyer Stadtpolitik, die Wohnraumproblematik auf der Insel weiter anzugehen.
Die Pläne werden bis Ende der Woche auf der Webseite der Stadt Norderney www.stadt-norderney.de gemeinsam mit den Entwürfen für den Vorhabenbezogenen Bebauungsplan eingestellt und bis zum 8. März 2024 dort einsehbar sein. In diesem Zeitraum können die Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen, Stellungnahmen, Kritik und Anregungen beim Bauamt einreichen. Parallel werden die Träger öffentlicher Belange, darunter die betroffenen Fachbehörden, zu dem Vorhaben befragt.
Verfasst von Dorothee Linke
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